„Team Lotus“ aufder Suche nach einer glorreichen Zukunft

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In den 60er und 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts war der Rennstall ein echtes „Schwergewicht“, ein fester Bestandteil der Auseinandersetzungen der Besten auf den Rennstrecken dieser Welt. Dann aber wurde es lange Zeit still um ein Team, das erst im vergangenen Jahr wieder zurück kam und nun peu à peu wieder an glorreiche Zeiten anknüpfen will. Die Rede ist von Lotus, mit dem die Motorsportfreunde vor allem einen großen Namen verbinden: den des legendären Konstrukteurs und Lotus-Firmengründers Colin Chapman nämlich. Lotus, das war Chapman. Und Chapman, das war Lotus.

Insgesamt sieben Konstrukteurstitel und sechs Fahrer-Weltmeisterschaften in den 60er und 70er Jahren stehen zu Buche. Da müssen die Nachfolger zu Beginn des zweiten Jahrzehnts im neuen Jahrtausend (vorerst noch) kleinere Brötchen backen. Die Großen ihrer Zunft saßen damals in den Autos, deren äußeres Erkennungsmerkmal eine grüne Lackierung mit gelben Streifen war. Den ersten Formel-1-Sieg für Chapman fuhr im Jahr 1960, zwei Jahre nach der Gründung, der legendäre Brite Sir Stirling Moss in dem Fahrzeug mit dem damals umstrittenen Climax-Motor ein. Die Liste der bedeutendsten Lotus-Piloten ist lang, aber nicht frei von Tragik. Der zweifache Weltmeister Graham Hill, aber auch die später tödlich verunglückten Jim Clark und Wolfgang Graf Berghe von Trips saßen in Chapman-Autos.

Aber das ist lange her, jetzt soll ein Neuanfang unter neuen Voraussetzungen geschaffen werden. Nachdem man im vergangenen Jahr erst als Nachrücker nach dem Rückzug von BMW aus der Formel 1 einen Startplatz erhalten hatte, setzte das Team Lotus (zuvor Lotus Racing), das mittlerweile unter malaysischer Flagge „segelt“, ganz auf den Faktor Erfahrung bei der Besetzung der beiden Cockpits. Mit dem Finnen Heikki Kovalainen und dem Italiener Jarno Trulli wurden zwei Piloten engagiert, die auf viele Tausende von Rennkilometern in der Formel 1 zurück blicken können.

Im Gegensatz zu etlichen anderen privaten Rennställen, die schnell wieder von der Bildfläche verschwanden, sind die Aussichten bei Team Lotus jedoch gar nicht so schlecht für die nähere Zukunft. Der malaysische Unternehmer Tony Fernandes, der gleichzeitig Teamchef und Besitzer ist, sitzt nämlich gleichzeitig in Personalunion im Vorstand von Hauptsponsor „Air Asia“. Um das Design und den Auftritt des Fahrzeugs kümmert sich als technischer Direktor Mike Gascoyne. Er steht ebenfalls dank seiner Engagements bei Toyota, Renault, Jordan und Force India für viele Erfahrungswerte in der Formel 1.

Lotus schlug sich im ersten Jahr mit den beiden alten „Schlachtrössern“ Kovalainen und Trulli weitaus besser als erwartet. In erster Linie den guten Ergebnissen der ersten Saisonhälfte war dann der zehnte Platz in der Teamwertung zu verdanken. Damit war Lotus bester Neuling. In der Saison 2011 will Team Lotus allerdings einige Dinge anders angehen als im Premierenjahr. Den Motor bezieht das im britischen Norfolk beheimatete Team nun nicht mehr von Cosworth, sondern von Renault. Getriebe und Hydraulik kommen von Red Bull. Mit den Zulieferern des vergangenen Jahres hatte das Team damit öfter Probleme, die zu Ausfällen führten.

Auch Formel-1-Chef Bernie Ecclestone weiß, was er an dem Team und viel mehr an dessen traditionsreichem Namen hat. Mittelfristig will der Brite wieder zu höchstens zehn Teams zurückkehren, „Lotus aber will ich nicht verlieren“, gab „Big Bernie“ zu. Denn noch immer zieht der Name mit der großen Vergangenheit zahlreiche Sponsoren an. Und einen solchen hat Ecclestone noch nie von der Türschwelle gewiesen.

Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Team Lotus media

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