Buchtipp der Woche

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Bob Fenster: Dümmer geht immer. Ein kurioses Sammelsurium menschlicher Fehlleistungen. Rowohlt Taschenbuch Verlag (rororo); 8,99 Euro.

Was haben George Orwell und die Everly Brothers gemeinsam? Ein großes Publikum, aber nicht bloß das: Die Lieder der Brüder wurden von vielen Schallplattenfirmen abgelehnt, ebenso wie das Manuskript der Farm der Tiere von renommierten Verlagen. Als dann doch jemand den Mut zur Veröffentlichung hatte, wurden Lieder wie Bye Bye Love ebenso zu Klassikern wie der vielfach geschmähte Roman. Dumm gelaufen für die, die nicht den richtigen Riecher hatten.

Weswegen Bob Fenster die Fehleinschätzung in sein kurioses Sammelsurium menschlicher Fehlleistungen aufgenommen hat. An zahlreichen Irrtümern, denen Menschen seit Jahrhunderten aufgesessen ist, zeigt er treffend, was der Titel verspricht: Dümmer geht immer. Man könnte es aber auch versöhnlicher formulieren: Irren ist halt menschlich.

Manche der Beispiele lesen sich einfach nur amüsant. So kommt es immer wieder vor, dass Menschen sich aus einer misslichen Situation befreien wollen und dazu die Polizei rufen – vergessend, dass sie gerade per Haftbefehl gesucht werden. Oder: Politiker lassen Unfug vom Stapel, der nicht nur menschlich stoffelig wirkt, sondern in sich keinerlei Logik aufweist, wie das Beispiel des US-Präsidenten Lyndon B. Johnson zeigt, als der noch Senator war.

Richtig schlimm wird's allerdings, wenn man liest, wie oft der notwendige und nützliche Fortschritt der Menschheit um ein Haar an den Fehleinschätzungen der Zeitgenossen gescheitert wäre. Das betrifft unter anderem Telefon, Apple-Computer – und sogar Minivans, die heute zu den bestverkauften Autos ihrer Klasse zählen. Und Generationen von Müttern hätten etliches an Mehraufwand gehabt, wäre Marion Donovan 1951 nicht mutig in die wirtschaftliche Selbständigkeit gesprungen. Die junge Mutter hatte etwas entworfen, was von renommierten Unternehmen als chancenlos am Markt eingeschätzt wurde – die Einwegwindel.

Eine kurzweilige, manchmal erschreckende, manchmal amüsante Lektüre, die zudem zur Selbstkritik anregt, ob man sich vielleicht selbst schon mal im Sinne des Untertitels verhalten hat. Man muss es gegebenenfalls ja nicht anderen erzählen, kann aber womöglich für sich selbst was lernen.

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