Lese-Tipp – Christos: 1965

Ganz klar, das Buch ist ein Krimi. Gleichzeitig bietet der Autor aber auch ein umfassendes Sittengemälde aus dem Deutschland um 1965, das im Titel genannte Jahr.

Thomas Engel, jung, „Landei“, kommt nach Düsseldorf und heuert bei der Kripo an. Selbst Sohn eines Polizisten, trifft er hier auf seinen Onkel, ein hohes Tier bei der Polizei. Schnell wird der junge Mann mit einem brutalen Mord konfrontiert, ein kleines Mädchen ist das Opfer. Der Bericht der Gerichtsmedizin wirft Fragen auf, Verstrickungen in den Nationalsozialismus kommen an das Tageslicht.

In genau dieser Zeit beginnt auch der parallel erzählte zweite Handlungsstrang. Der berichtet von einem sehr ähnlichen Mordfall von 1939. Die Nazis brauchen schnell eine Entscheidung, schließlich „gibt es im Hitlerdeutschland keine Verbrecher“, es wird ein Unschuldiger hingerichtet. Doch davon weiß Kommissar Engel noch nichts. Er muss zur Klärung des aktuellen Falls um das tote Mädchen nach Polen reisen, quittiert zwischendurch noch den Polizeidienst, weil er Ungeheuerliches entdeckt. Darin ist die Familie ganz direkt verstrickt.

Aber: Natürlich gibt es auch eine sehr schön erzählte Liebesgeschichte, dezent am Rande der Handlung platziert. Eine der interessanten kleinen Geschichten innerhalb des Krimis ist zudem das Konzert der „Rolling Stones“, der „Hippies aus England“, es tobt der Kampf: Zwischen den Konservativen und den Progressiven, zwischen Anzug und Krawatte auf der einen und den Nietenhosen auf der anderen Seite. Engel erlebt das Spektakel und auch die anschließende Schlägerei, welche die Essener Grugahalle um ihr Mobiliar bringt. Auch die Suche nach dem Mörder geht weiter und führt zu einem überraschenden Ende.

Ein spannendes Buch mit Lokalkolorit, mit untergetauchten Nazis, um falsch verstandene Kameradschaft und um die Frage nach persönlicher Schuld.

Unbedingt lesen! Beste Unterhaltung und ungemein spannend!

Thomas Christos 1965. Der erste Fall für Thomas Engel. Blanvalet Verlag; 20 Euro.

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