Er glaubte nicht daran, dass das Auto sich jemals durchsetzen würde. Er hielt es für eine vorübergehende Modeerscheinung und war davon überzeugt, dass Pferd und Kutsche ihre Vormachtstellung behaupten würden.
Darin irrte Kaiser Wilhelm II. seinerzeit. Wie sehr, das zeigt das Buch „Auto unser. Kult und Krise“ wunderbar an vielen Beispielen. Vor allem der Untertitel hält, was er verspricht. Denn das Fortbewegungsmittel auf vier Rädern hat einerseits Kult hervorgebracht (und tut dies bis heute), war aber auch Gegenstand von Krisen und hat uns durch ebensolche begleitet.
Wer erinnert sich, zum Beispiel, heute noch daran, dass das Auto ein wesentlicher Teil der weiblichen Emanzipation war? Dem Thema ist, durchaus zu Recht, ein Kapitel gewidmet. Auch kommt zur Sprache, wie uns die Kindheitserinnerungen ans Auto im Erwachsenenalter begleiten. Werbung für verschiedene Modelle hat, siehe Untertitel, Kult-Slogans hervorgebracht.
Aber auch Flops oder nur Teilerfolge gehören zur Automobilgeschichte. Man erinnere sich an den NSU Ro80, der vor einem wirtschaftlich unglücklichen Hintergrund in Serie ging, dessen Motor aber noch nicht ausgereift war. Und doch bis heute ein Musterbeispiel für das gelungene Design einer Limousine.
Mit spannenden Texten und zahlreichen Fotos ist das großformatige, auch handwerklich sorgfältig ausgemachte Buch – mit vielen Hinweisen zum Weiterlesen – ein Muss für Autofans. Und ein guter Geschenk- und Verschenktipp.
Hans-Christian Hermann (mit einem Beitrag von Ruth Bauer): Auto unser. Kult und Krise. (Publikationen des Historischen Museums Saar 6.2.) Motorbuch Verlag; 39,90 Euro.