Lese-Tipp – Seiler: Stern 111

Stern 111: Der Buchtitel ist zugleich Name eines legendären Radios aus volkseigener Fertigung der DDR, gebaut bei VEB Stern-Radio in Berlin-Weißensee. Auch im Buch von Lutz Seiler, der 2020 ausgezeichnet wurde mit dem Preis der Leipziger Buchmesse, ist Musik drin,. Um es einmal salopp zu sagen.

Viele erinnern sich noch an die aufregenden Tage des Mauerfalls. Genau zwei Tage, nachdem der eiserne Vorhang durchlässig geworden ist, beschließt das Ehepaar Bischoff, auf die Reise zu gehen. Beide schließen mit ihrem alten Leben in Berlin ab, verlassen Haus und Garten, Land und Arbeit. Beide sind 50 Jahre alt, als ihre Reise beginnt. Der Anfang ist nicht prickelnd, geht es doch durch Notaufnahmelager und Übergangswohnheime, doch dann beginnt sie tatsächlich, die „große Reise“. Übrig bleibt Sohn Carl. Er ist weniger pflegeleicht, verweigert das Erbe, verschwindet nach Berlin. Er stößt zum „klugen Rudel“, Frauen und Männer, die sich mit dem Guerillakampf um leer stehende Häuser beschäftigen und auch sonst noch allerlei dubiose, nicht ganz legale Dinge auf dem Tagesplan haben. Und dann ist da noch Carls große Liebe, Effi. Carl sucht sie und treibt dabei durch die Tage und Wochen nach der Wende.

Ost und West, das wird im Buch von verschiedenen Seiten in der durchaus schon „irren“ Zeit nach dem Mauerfall beleuchtet. Fazit: Sollte man lesen, gute Unterhaltung. Und unkonventioneller Geschichtsunterricht.

Lutz Seiler: Stern 111. Suhrkamp Verlag; 24 Euro.

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