„Das ist jetzt nicht so, wie Du vielleicht denkst, Doro!“ Die Komik in diesem Satz ergibt sich – natürlich – aus der Situation. Ausgerechnet die war für Max Raabe und sein Palast-Orchester ein fulminanter Karrierestart. Für Til Schweiger als Axel Feldheim ist es in „Der bewegte Mann“ halt total doof gelaufen. Beim Seitensprung zu den Klängen von Max Raabe von der Freundin ertappt – für den elegant auftretenden Sänger und seine Begleitung war das ein Glücksfall.
26 Jahre später ist der Mann aus der deutschen Unterhaltungslandschaft nicht mehr wegzudenken. Für sein Album „MTV Unplugged“ hat er sich fulminant auftretende Unterstützer geholt, darunter Herbert Grönemeyer, Lordi und Lars Eidinger. Durchaus ein Kontrast zu Raabe, der wirkt, als sei er direkt aus den wilden 20er Jahren in unsere Zeit gesprungen. Einer, dem man zutraut, dass er keine Dates hat, sondern amouröse Verabredungen. Einer, der die potenzielle Partnerin bei der ersten amourösen Verabredung mit Handkuss begrüßt und sie selbstverständlich siezt.
Klar, so ein sympathischer Anachronismus findet seine Fangemeinde. Was man aber hier ganz deutlich merkt: Der Mann kann singen, er weiß sich in Szene zu setzen, ohne dass es übertrieben wirkt. Und ihm gelingt das für unmöglich Gehaltene: Grönemeyers „Mambo“ im typischen Raabe-Stil. Auch Samy Deluxe und Lordi – geht’s überhaupt noch gegensätzlicher? – harmonieren bestens mit Raab, der natürlich auch seine „musikalischen Geschwister im Geiste“ zitiert. Und was eignete sich aus dem Repertoire der „Comedian Harmonists“ besser als „Mein kleiner grüner Kaktus“? „Wochenend und Sonnenschein“ wurde auch noch draufgepackt. Mit dem „culture clash“ hat er ohnehin beste Erfahrungen – Ex-NDW-Protagonistin Annette Humpe hat ihm ja jüngst noch ein paar Hits maßgeschneidert.
Fazit: Für Fans ein Muss, für Neugierige eine Neuentdeckung – auf jeden Fall hat man bestimmt mindestens Eine(n) im Freundes- oder Familienkreis, für den oder die das auch ein vorzügliches Weihnachtsgeschenk ist.
Max Raabe und das Palast-Orchester: MTV Unplugged. (We Love Music)