Buchtipp – Klier (Hg.): Und wo warst du?

"Wolf wird Privatperson und versucht sich als Schriftsteller."

Hinter dem gängigen Familiennamen verbirgt sich hier Markus Wolf, Spitzname Mischa, berühmt – und berüchtigt – als Geheimdienstchef der DDR. Die Momentaufnahme, die Herausgeberin Freya Klier zitiert, datiert von 1986. Das System habe schon Risse bekommen, schreibt sie weiter. Aber bevor die Risse so tief wurden, dass ihnen der Zusammenbruch folgte, machten Klier und ihr damaliger Ehemann Stephan Krawczyk in der Bundesrepublik Schlagzeilen durch ihre Ausbürgerung.

Hier die schon früh gefühlten Zeichen für das Ende eines Staates, dort die vielfach völlige Überraschung, als es soweit war. So war das 1989. „Zwei Welten treffen aufeinander“, heißt denn auch ein Kapitel.

Und 30 Jahre später? Die Antwort geben alle Beiträge des Buches, hervorgehoben sei der von Bernhard Vogel: Als erster Ministepräsident des Landes Thüringen nach der Wiedervereinigung sieht er die Euphorie von damals nicht bestätigt. Optimistisch ist er trotzdem: „Wir sollten ins Gelingen verliebt sein, nicht ins Scheitern!“ Unterschiede zwischen Bundesländern, sagt Vogel (1976-1988 Regierungschef in Rheinland-Pfalz), habe es generell nicht erst seit 1989 gegeben. Recht hat er.

Das von Freya Klier herausgebene Buch ist keine „Promi-Rückschau“. Nicht alle Autorennamen wird man kennen. Gerade das macht den Reiz aus und ermöglicht ganz verschiedene Perspektiven. Auch solche, die man zum vieldiskutierten Thema des Buches so noch nicht gesehen oder gelesen hat.

Freya Klier (Hg): Und wo warst du? 30 Jahre Mauerfall. Herder Verlag; 20 Euro.

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