CD-Tipp: Lighthouse Family: Blue Sky In Your Head

Man siegt bei einer Casting-Show, mehr oder minder überragend, hat einen oder zwei Top-Hits in den Charts, danach noch einige mäßige (vornehmer formuliert) Achtungs-Erfolge und taucht dann nach Jahren allenfalls in einer Medienrubrik unter „Was macht eigentlich …“ oder so ähnlich auf. So verlaufen manche Karrieren seit einiger Zeit.

Es geht aber auch anders, zum Beispiel bei der Lighthouse Family. Das britische Duo wurde 1993 gegründet, tatsächlich zur Hoch-Zeit der britischen Casting-Shows. Trotzdem investierte ein Label in die beiden Musiker, deren Songs komplett gegen diesen Zeitgeist liefen: Tunde Baijewu und Paul Trucker hatten selbst mit einer gewissen Anlaufzeit gerechnet, bis ihre Musik bei einem breiten Publikum ankommen würde. Als Senkrechtstarter „pushed by casting“ sahen sie sich nicht.

Das Rezept funktionierte schließlich. Allein „Ocean Drive“ verkaufte sich millionenfach, bis heute ein Verkaufs-Highlight in der britischen Musikgeschichte. Edelmetall-Auszeichnungen für Tonträgerabsätze in ganz verschiedenen Ländern, vordere Chart-Platzierungen. 2001 schließlich war „die Luft raus“, Baijewu und Trucker gingen erst mal getrennte Wege. Ein kleiner Flop mag die Entscheidung beeinflusst haben. Immerhin: Seit 2010 waren sie zumindest wieder gemeinsam auf Tournee.

Und jetzt ein Studio-Comeback nach sage und schreibe 18 Jahren. Wer geboren wurde, als die Lighthouse Family ihr letztes Album veröffentlichte, ist heuer volljährig. Beste Voraussetzung für das britische Duo, mit „Blue Sky In Your Head“ nicht nur die langjährigen Fans zu begeistern, sondern neue zu gewinnen.

Ist, wie es der Titel verspricht, der blauen Himmel im Kopf zentrales Thema. Ja – aber auch das Wissen darum, dass das im Alltag nicht immer funktioniert. Die beiden leisten sich dann und wann eine gute Portion Melancholie. Das passt: Aus den Studenten der 90er sind erwachsene Männer (beide Jahrgang 1968) geworden. Das fließt in die Songs ein. Nicht nur wegen des herausragenden Klavierspiels mag man z. B. an Elton John denken, einen zeitweise umstrittenen, heute aber legendären „Dauerläufer“ des Pop und Rock.

Fazit: Langweilig? Nein, angenehm leise. Es müssen halt nicht immer die ganz großen Neuerungen sein. Ein bewährtes Rezept nach langer Pause wieder aufgreifen, das ist ebenfalls begeisterungsfähig. Hier heißt dieses Rezept schlicht „Easy Listening“ anno 2019.

Lighthouse Family: Blue Sky In Your Head. (Polydor)

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