Hyundai forscht und entwickelt bereits seit 20 Jahren an der Brennstoff-Technologie. Im Jahr 2000 begann alles mit dem Santa FE FCEV, vier Jahre später folgte der Tucson FCEV und 2010 kam der ix35 FCEV, der 2013 als erstes Brennstoffzellen-Modell in Serie ging. Oft wird die bestehende E-Technologie mit ihren eingeschränkten Reichweiten und Batteriekapazitäten als Brückentechnologie bezeichnet. Aber eine Brücke wohin? Der neue Hyundai Nexo gibt die Antwort: Es ist die Brennstoffzellentechnologie. Der Koreaner bewegt sich ebenfalls elektrisch fort, nur dass in seinem Fall die elektrische Leistung durch eine Art Wasserkraftwerk erzeugt wird, denn seine Brennstoffzellen wandeln Wasser in Energie um. Das hat viele Vorteile, denn es kann ad hoc getankt werden, wann immer es genügend Wasserstofftankstellen gibt und man bleibt nicht mehr unerwartet ohne Strom liegen, weil die Reichweiten von Elektroautos so viele Unwägbarkeiten beinhalten. Und das schönste: Ausgestoßen wird nur Wasserdampf. Derzeit gibt es in Deutschland 43 öffentliche Wasserstofftankstellen und bis Ende des Jahres sind insgesamt 80 Tankstellen bundesweit geplant.
Der 4,67 Meter lange, 1,86 Meter breite und 1,64 Meter hohe SUV kommt mit LED-Leiste im Kühlergrill und auffälligen Rückleuchten daher. Für die Aerodynamik sorgen unter anderem die durchströmte D-Säule und die versenkbaren Türgriffe. Seine Energie holt der Koreaner aus einer 95 kW Brennstoffzelle, die den Wasserstoff in elektrische Energie umwandelt und so den 120 kW/163 PS starken Elektromotor mit einem maximalen Drehmoment von 395 Newtonmeter antreibt, das vom Start weg zur Verfügung steht. Zwischengelagert wird der hergestellte Strom gemeinsam mit der zurückgewonnen Bremsenergie in einer 1,56 kWh-Batterie.
Die drei kleinen Wasserstofftanks sitzen im Heckbereich und fassen insgesamt 6,33 Kilogramm. Die Kofferraumkapazität wird dadurch nicht merklich eingeschränkt – immerhin passen noch 461 bis maximal 1.466 Liter Gepäck hinter die Heckklappe. Laut Hersteller liegt die Reichweite des Nexo nach NEFZ gemessen im Schnitt bei 750 Kilometer und nach WLTP-Verfahren sind es 666 Kilometer. Die Betankung dauert – nicht wie bei Elektroautos üblich, mehrere Stunden – sondern nur rund fünf Minuten, dabei wird der Wasserstoff mit 700 bar Druck in die drei Tanks des Nexo gepresst. Nach dem Druck auf den Startknopf des Nexo hört man nichts, sobald man das Gaspedal leicht antritt, nimmt der Wagen geräuschlos Fahrt auf. Für den Sprint von Null auf Tempo 100 benötigt der rund 1,9 Tonnen schwere Nexo rund 9,5 Sekunden und erreicht Spitze 179 km/h.
Auch in Sachen Assistenzsysteme hat der Koreaner einiges zu bieten: vom adaptiven Geschwindigkeitsregler mit Abstandsregelung und Stopp-Funktion über dem aktiven Spurhalteassistenten und Querverkehrswarner mit Notbremsfunktion bis hin zum automatischen Einparkassistenten per Fernbedienung. Pfiffig und hilfreich ist der Tote-Winkel-Assistent mit Monitoranzeige. Die Markteinführung des Nexo kommt im August. Seit April liegen Hyundai Deutschland bereits 180 Vorbestellungen für den Nexo vor. Die Wasserdampf-Fahrt hat allerdings ihren Preis – mindestens 69.000 Euro.
Text: Ute Kernbach
Fotos: Hyundai