Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Wie oft sind Sie in ihrem Leben eigentlich schon umgezogen? Nicht innerhalb eines Ortes, meine ich jetzt. Nicht so einfach mal aus der einen Wohnung in die andere oder ins neue Eigenheim, das quasi „um die Ecke“ entstanden ist. Nein, ich meine so richtig ein Wohnort-Wechsel. Mit ein paar hundert Kilometern Distanz dazwischen von mir aus noch. Wegen eines anderen Arbeitsplatzes vielleicht oder wegen familiärer Umstände.

Wenn das der Fall ist, dann hat das auch Auswirkungen auf Ihr Fahrzeug. Denn wenn ein Autofahrer in deutschen Landen in einen anderen Landkreis zieht, dann bekommt er ein neues Kennzeichen und braucht demzufolge auch ein frisches Nummernschild. Das aber kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Um das in Zukunft vielleicht etwas zu vereinfachen, hat sich in dieser Woche der hessische Verkehrsminister Dieter Posch zu Wort gemeldet. Der FDP-Politiker will diese Regelung ändern. Künftig soll ein Nummernschild in ganz Deutschland gültig sein.

Autofahrer könnten damit „ihre Heimatverbundenheit ausdrücken oder schlicht das Geld für neue Nummernschilder sparen“, sagte Posch auf der Verkehrsminister-Konferenz der Länder in dieser Woche in Kassel. Dort stieß der Vorschlag des Kollegen aus Hessen allerdings noch nicht auf große Gegenliebe bei den anderen Verkehrsministern. Zumal das zweite Thema dieser Konferenz, nämlich die explodierenden Kraftstoff-Preise, derzeit sicherlich von größerer Brisanz ist.

Nun weiß man ja nicht, ob der gute Herr Posch nur mal wieder dafür sorgen wollte, dass die FDP angesichts ihrer permanenten Negativ-Schlagzeilen in den vergangenen Monaten mal wieder ihre Innovationskraft unter Beweis stellen konnte. Meine Meinung ist jedenfalls die, dass ich kein Nummernschild mit einer bestimmten Buchstaben-Kombination brauche, um die Verbundenheit zu meiner Heimatregion auch optisch dar zu stellen. Da gibt es sicherlich angemessenere Maßnahmen, um zu zeigen, dass mir die Wurzeln meiner Herkunft etwas bedeuten.

Nachdem wir seit Mitte dieses Jahres in Deutschland nach langer Zeit endlich das Wechselkennzeichen für ein Nummernschild an zwei Autos eingeführt haben, sollte man es nun auch einmal bei der Reformwut um ihrer selbst willen belassen. Bei allen guten Gedanken und Geistesblitzen, die Amts- und Mandatsträger vom Stile eines Herrn Posch haben: Ich denke, es gibt dringendere Probleme rund um den persönlichen Nahverkehr und die urbane Infrastruktur unserer Innenstädte zu lösen, als sich mit der Frage zu beschäftigen, ob mein Nummernschild meine Verbundenheit zu meiner Heimatregion ausdrückt.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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