PS und Party, Hatz und Hölle, Nacht und Nebel: Es fällt schwer, das richtige Begriffs-Duo für das wahrscheinlich größte Autorennen der Welt zu finden: das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Vom 21. bis 24. Mai wird die legendäre Nordschleife in Verbindung mit der Grand-Prix-Strecke wieder für viele Fans und Fahrer zum Höhepunkt des Jahres werden. Startschuss zum Rennen zweimal rund um die Uhr ist am Samstag, 23. Mai um 16 Uhr, Zieleinlauf demzufolge am Sonntag zur gleichen Zeit.
Das eigentliche Event beginnt jedoch viel früher, die ersten Fans kommen bereits am Anfang der jeweiligen Woche, um sich einen guten Platz für ihr Zelt oder ihr Wohnmobil irgendwo an der fast 25 Kilometer langen Strecke zu sichern. Die legendären Streckenabschnitte in der Hatzenbach, der Müllenbach-Schleife oder am Schwedenkreuz werden dann zum Schauplatz eines bunten Treibens, das seine ganz besondere Faszination vor allem in den Nachtstunden ausstrahlt. Der richtige Motorsport beginnt in diesem Jahr ab Donnerstag, 21. Mai mit den ersten Trainings-Sessions zu den Rahmenrennen wie ADAC Formel Masters, ADAC Formel-3-Cup oder den 24h-Classics.
Unter den mehr als 200 Fahrzeugen, den Pilot(inn)en aus allen fünf Erdteilen, gewinnen Jahr für Jahr die Teams mit Grüner Technik in der Grünen Hölle immer mehr an Bedeutung und Beachtung. Nachdem Ring-Spezialist Hans-Joachim Stuck vor vielen Jahren mit einem BMW 320 bereits den ersten Gesamt-Triumph eines Dieselfahrzeugs in der Eifel feiern durfte, war der Antriebs-Vielfalt Tür und Tor geöffnet. Mittlerweile gehören Fahrzeuge mit Erdgas, Rapsöl, Biodiesel oder auch Ethanol (Fachbegriff E 85) zum Inventar der Starterliste. Und viele bekannte Namen tragen nicht nur ihr bunt beklebtes Auto, sondern auch die Technik, die unter dessen Motorhaube steckt, in die Schlagzeilen.
Das ist auch in diesem Jahr bei der 37. Auflage der 24-stündigen Materialschlacht nicht anders. So schickt Volkswagen zum ersten Mal zwei 300 PS starke Scirocco mit Erdgas-Turbomotoren ins Rennen. Möglich wird diese Leistung durch die hohe Erdgas-Oktanzahl von 130. Das ganze gleichzeitig bei einem CO2-Ausstoß, der nur halb so hoch ist wie bei einem vergleichbaren Benziner. Volkswagen hat den Erdgas-Scirocco bereits bei der VLN-Langstreckenmeisterschaft in zwei Rennen über jeweils vier Stunden auf seine Haltbarkeitsdauer getestet und strebt auf dem Nürburgring den Klassensieg an.
Auf Bio-Brennstoffe mit einer ausgeglichenen CO2-Bilanz setzen andere Alternativ-Konzepte. Dabei wird nur diejenige Menge an Kohlendioxid freigesetzt, die auch beim Wachstum der Pflanzen gebunden wird. So ist beispielsweise in diesem Jahr ein BMW 320 dabei, der reines Rapsöl schluckt. Fahrer Bernd Kleeschulte aus dem westfälischen Hamm hat ausgerechnet, dass sein Grüner Bayer lediglich 32 Gramm CO2 emittiert. Auf einen umgebauten C30 mit Bioethanol-Antrieb (85 Prozent Ethanol, 15 Prozent Super Plus Benzin) setzt ein privater Volvo-Tuner, der sich gute Chancen in der Klasse der 2,5-Liter-Turbos ausrechnet.
Seinen Promi-Status als Botschafter eines umweltfreundlichen Motorsports nutzt auch der Sänger der Rockband Die Fantastischen Vier, Smudo. Der 41-jährige gebürtige Hesse, mit bürgerlichem Namen Michael Schmidt, wirbt im neuesten GTI-Werbespot schon als aktiver Rennfahrer für die Teilnahme an Fahrsicherheits-Trainings, macht aber auch als Langstreckenpilot und Verfechter alternativer Antriebskonzepte von sich reden. In diesem Jahr geht der Texter der Fanta four mit einem Renault Megane Trophy im Auftrag der Biokraftstoff-Pioniere von Four Motors ins Rennen.
Fehlen wird bei der 37. Auflage des Langstrecken-Klassikers allerdings ein Eco-Mobil, das im vergangenen Jahr schon auf sich aufmerksam gemacht hat: das HHF Hybrid Concept Car von Ex-Formel-Star Heinz Harald Frentzen. Das Kraftpaket mit dem 520-PS-Biturbo-Motor und einem 136-PS-Elektro-Hybridmotor schied bei seiner Premiere zwar wegen eines Getriebeschadens aus, eine Rückkehr an den Ring ist jedoch nicht ausgeschlossen.
Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Bernhard Schoke