Schlagzeilen aus den USA sind, vorsichtig formuliert, nicht immer positiv. Wenn sie von einer Künstlerin wie Barbra Streisand kommen, darf man allerdings sicher sein, dass sie erfreulich sind.
Neun Jahre ist es her, dass die inzwischen 79-jährige Künstlerin einen Blick in ihr Archiv mit unveröffentlichten Aufnahmen gab: „Release Me“ war seinerzeit so ein Erfolg, dass es jetzt ein Folgealbum gibt. Kein „Husch-husch-Aufguss“ von Nummer 1, der noch schnell was von deren Ruhm abbekommen muss, sondern mit viel Sorgfalt ausgesuchtes Material. Es ist entstanden zwischen 1968 und 2005, und aus diesen fast 40 Jahren haben es drei illustre Gäste auf das Album geschafft: Willie Nelson, Barry Gibb und – Kermit sind vertreten.
Das Album klingt fast wie der Soundtrack zu einem Musical – America at its best, wenn man so will. Wer neben einer Country-Legende ebenso gut wirkt wie im Duett mit einem Sesamstraße-Star, muss wahrlich ein Multitalent sein.
Aber auch Multitalenten fliegt die Inspiration nicht vom Himmel, und so gibt Barbra Streisand auch einen Blick in den handwerklichen Aspekt der Musikproduktion: Aus vielen Aufnahmen schaffen es schließlich nur wenige auf ein geplantes Album. Der Rest? Da passt vielleicht der Gesang nicht optimal zur Instrumentierung, vielleicht ist es auch der Interpretin noch nicht harmonisch genug, oder es harmoniert nicht mit anderen Aufnahmen aus der „final selection“. So wandert all das erst mal ins Archiv. Salopp gesagt: Nicht wegwerfen, vielleicht ist es doch noch mal zu gebrauchen. Und was hier so profan geschrieben steht, findet sich als schöner musikalischer Beweis auf „Release Me 2“.
Barbra Streisand: Release Me 2 (Columbia)