Sie war die große Überraschung beim Eurovision Song Contest 2021: Barbara Pravi, 28 Jahre alt, für ihr Heimatland Frankreich am Start.
Nun hat das Land eine rühmliche Contest-Historie vorzuweisen: Der dritte Gewinner überhaupt, Andé Claveau, kam aus Frankreich, Isabelle Aubret, Frida Boccara, Marie Myriam und Amina haben die Serie fortgesetzt. Aus einer Reihe von Zweit- und Drittplatzierungen ragt Joelle Ursull heraus, die 1990 mit dem von Serge Gainsbourg geschriebenen „White and Black Blues“ als sehr mutigem Beitrag den Sieg nur knapp verfehlte.
Da zeichnete sich schon ab, dass durch die Öffnung des Ostblocks der ESC musikalisch vielfältiger würde und klassische Rezepte, vormals sichere Anwärter für die ersten drei Plätze, nicht mehr so funktionieren würden. Zuletzt hat es 2009 Patricia Kaas mit einem klassischen Chanson („Et si fallait le faire“) auf Rang 8 geschafft.
Nun also Barbara Pravi, Zweitplatzierte mit „Voilà“ und jetzt mit einem ganzen Album aufwartend. Seit 2019 hat sie sich dem klasssischen französischen Chanson verschrieben, singt Lieder, die auch mal allein von ihrer Stimme getragen werden. Ob „Le jour se lève“, „Saute“ oder „La vague“ – sie beherrscht den Sprechgesang zur Musik ebenso wie ein etwas „rasanter“ angelegtes Arrangement.
Schon während ihrer Anfänge hat sie Lieder für andere Künstler*innen geschrieben. Es ist Barbara Pravi zu wünschen, dass sie jetzt erst mal selbst verstärkt hervortritt. „On n’enferme pas les oiseaux“ ist vielversprechend. Dafür bringt sie vor allem etwas mit, das längst keine Selbstverständlichkeit mehr ist – Stimme!
Barbara Pravi: On n’enferme pas les oiseaux (Capitol)