Aber weit gefehlt: „Fräulein Draußen“, so das vollständige Pseudonym von Kathrin Heckmann, ist eine Frau um die 30 (das genaue Alter verschweigt sogar der Verlag). Und dann macht die heute meist antiquiert wirkende Anrede oder Selbstbezeichnung vom „Fräulein“ wieder Sinn. Ganz auf sich gestellt, ohne Mitreisende, ist sie seit 2013 viel unterwegs.
So weit, so unspektakulär. Aber: Kathrin Heckmann mag besonders die „wilden“ Landschaften, die noch nicht sonderlich erschlossen sind, in denen Wanderpfade (immerhin viel benutzte, also gut sichtbare und gangbare) die wichtigste oder gar einzige Orientierungshilfe sind. Ausgerechnet in Schottland hat sie seinerzeit die Liebe zur Natur entdeckt, und das begann mit einer heftigen Erkältung. Eine der schlimmsten, die sie je hatte, schreibt Kathrin Heckmann selbst. Und dann? Eine zusätzliche Nacht in der Unterkunft eingeplant, die Zeit der Regeneration gewidmet, und weiter ging’s. Manchmal diktieren die müden Füße das Ende des Tages, dann geht es im wahrsten Sinne des Wortes nicht weiter. Erst mal. Und auf die Segnungen eines Mietwagens verzichtet die Wander-Expertin auch nicht grundsätzlich.
Was bringt’s? Gelassener sei sie geworden, sagt „Fräulein“ Heckmann in einer Art Zwischenbilanz. Schon das ist ein guter Grund, sich dieses Buch (und auch mal „Fräuleins“ Blog) zu Gemüte zu führen. Wie sich das genaue Gegenteil anfühlt, weiß sie ebenso gut wie sicherlich viele ihrer Leserinnen und Leser. Das Diktat von Smartphone und eng getakteten Terminen kennt sie aus eigener Erfahrung – vor ihrem Aufbruch arbeitete die Kulturwissenschaftlerin (Spezialisierung: Skandinavistik) als Managerin. Möglich, dass sie das irgendwann wieder tun wird. Wohlgemerkt: Irgendwann, und dann gelassener als früher.
Kathrin Heckmann: Fräulein Draußen. Wie ich unterwegs das Große in den kleinen Dingen fand.
Ullstein Verlag; 14,99 Euro (Print); 12,99 Euro (e-Book)