BMW gehört zu den wenigen Unternehmen, die sich erfolgreich im sinkenden Motorradmarkt behaupten. Die Modelle der Bayern werden traditionell in Berlin gefertigt und sprechen eher eine mittelalte, um nicht zu sagen reife, dafür aber zahlungskräftige Kundschaft an. In der Mittelklasse der Zweiräder war BMW bislang eher dürftig vertreten.
Seit diesem Jahr müssen Kunden, die nicht gleich fünfstellig in ein Motorrad investieren können, nicht mehr zur meist japanischen Konkurrenz wechseln. Die neue 800er Serie trat in Form der BMW F 800 S in diesem Sommer zum Praxistest an.
Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Moderne Motorräder müssen nicht hübsch sein und so ist die mit allerlei Kunststoffteilen verzierte BMW nicht unbedingt schön zu nennen. Die kleine Verkleidung bietet aber ordentlichen Windschutz auch bei höheren Geschwindigkeiten und der Rest ist ohnehin funktionsbedingt. Dass der Tank unter dem Sitz liegt und der eigentliche Tank nur eine Attrappe ist hat weder optische noch praktische Nachteile. Tatsächlich sorgt der neue Tankplatz sogar für eine bessere Gewichtsverteilung, was sicher zur Handlichkeit der Maschine beiträgt. Womit wir schon bei den Vorteilen der BMW wären. Obwohl sie groß und erwachsend daher kommt, wiegt der Zweizylinder nur gut 200 kg. Das macht sich sowohl beim Rangieren als auch auf der Straße bemerkbar. Die F 800S ist unglaublich agil, dabei gutmütig und gleichermaßen komfortabel wie sportlich. Kurven werden flüssig und ohne jede Komplikation in fast jeder Geschwindigkeit und Schräglage gemeistert ohne den Fahrer zu fordern. Die Unbillen schlechter Landstraßen federt das Fahrwerk weg. So einfach kann Motorradfahren sein.
Ein so relativ leichtes Bike braucht keine unmäßige Leistung, um angemessen beschleunigt zu werden. Der neue Zweizylinder-Reihenmotor stammt vom Vierzylinder ab und bringt es auf 85 PS/ 62 kW und liefert 85 Nm Drehmoment. Genug für alle Alltagslebenslagen und auch für schnelle bergauf Autobahnpassagen. Die Höchstgeschwindigkeit liegt über 200 km/h und genügt den meisten Anforderungen vollends. Mehr Motorrad braucht man im Grunde genommen nicht, wenn es um das bloße Fahren im Rahmen der Straßenverkehrsordnung geht. So bewegt. verbrauchte der Twin im Mittel 5,6 Liter und lag damit leicht über den Werksangaben, was auch am Fahrergewicht gelegen haben mag. Die Bremsanlage ist gut und, wie man es von BWM erwartet, mit ABS ausgerüstet, allerdings gegen Aufpreis. Womit wir bei den Minuspunkten wären. Für 8.450 Euro zuzüglich 690 Euro für das ABS gibt es auch beim Wettbewerb sehr ordentliche Motorräder. Allerdings bürgt der Name BMW für gute Wiederverkaufschancen , was den relativ hohen Einstiegspreis verschmerzen lässt. Außerdem sind die Übrigen, höchst erfolgreichen BMW-Modelle, deutlich teuer.
Text: Günter Weigel