ABS von ITT-Teves/Conti: Ein Lebensretter wird 50

Es war bei der IAA 1969 in Frankfurt am Main, als der Bremsen-Spezialist ITT-Teves aus Frankfurt-Rödelheim sein erstes Antiblockiersystem (ABS) für Automobile vorstellte. Sein Name: "Mark I".

Die dahinter steckende Idee: Beim scharfen Abbremsen eines Autos ein Blockieren der Räder zu verhindern. Hintergrund: Blockierte Vorderräder sind nicht mehr lenkbar, blockierte Hinterräder lassen das Fahrzeug seitlich ausbrechen. Ein Autofahrer formulierte die Problematik seinerzeit so: „ Bei der Vollbremsung hat mich mein eigenes Fahrzeugheck überholt!“

Die Idee, dieses Problem zu lösen, reicht viel weiter zurück als bis 1969. Aber: Erst mit der Entwicklung leistungsfähiger Elektronik kamen die Ingenieure in die Nähe einer Lösung, die so wegweisend war, dass sie die folgenden Phasen prägte. Während die Phase 1 noch von analoger Schalttechnik bestimmt war, wurden ab den Siebzigern schon integrierte Schaltungen eingesetzt, um den Bremsdruck zu regeln und somit ein Blockieren der Räder zu unterbinden. Die schwedische Polizei fuhr mit 36 Versuchsfahrzeugen erste Einsätze, während die Ölkrise mit ihren Folgen für längere Verzögerungen in der Fortentwicklung sorgte.

1984 dann endlich ein folgenreicher Durchbruch für das Nachfolgesystem „Mark II“, das weltweit erste mikroprozessorgesteuerte ABS für Pkw. In Deutschland wurde der Ford Scorpio als erstes Fahrzeug serienmäßig mit dem neuen ITT-Teves-ABS ausgestattet. Das seinerzeit aktuelle System ließ sich programmieren auf Bremsmanöver bei griffigem Fahrbahnbelag (hoher Haftreibungs-Beiwert) bis hin zu spiegelglatten Straßen im Winter, wo der Beiwert auf einen Wert nahe der Nullgrenze tendierte. Zudem ließ sich das neue System auch für Fronttriebler und Allradfahrzeuge validieren.

Das Mark II war auch das erste ABS, in dem Bremsfunktion, Bremskraftverstärkung, Hydraulikregelung und auch das Antiblockiersystem in einer kompakten Einheit zusammengefasst waren. Wenig später wurde Mark II noch um die Antriebsschlupfregelung (ASR) erweitert. Mark IV wurde 1989 serienreif und offerierte zu allen bisherigen segensreichen Eigenschaften eine elektronisch geregelte Bremskraftverteilung, die dann mechanisch-hydraulische Teile der Anlage überflüssig machte. 1995 folgte eine weitere integrierte Ergänzung: die elektronische Stabilitätskontrolle (ESP) mit dem Mark 20. Damit ist ein unkontrolliertes Ausbrechen des Fahrzeugs bei starker Bremsung unterbunden, die Richtungsstabilität gewährleistet. ITT-Teves wurde 1998 von Continental übernommen.

Ohne das Antiblockiersystem geht bzw. fährt heute quasi nichts mehr: Seit 2004 ist das ABS europaweit verpflichtend in allen neuen Pkw eingebaut und regelt sicher die Räder bei den Parametern „Quer- und Längsdynamik“. Dass die Unfallzahlen gegenüber der Vor-ABS-Zeit drastisch zurückgegangen sind, ist zum großen Teil dem Antiblockiersystem zu danken.

Übrigens: Während die allererste Generation noch mit einem Gewicht von 11,5 Kilogramm zu Buche stand, wiegt die heutige Generation nur noch etwa zwei Kilogramm.

Fotos: Continental, Ford

Scroll to Top