Nach seinem von 130.000 Zuschauern frenetisch gefeierten Heimsieg in Barcelona geht Fernando Alonso mit dem Renault R26 auch beim Großen Preis von Monaco als klarer Favorit an den Start. Das Rennen in den Straßen von Monte Carlo ist eines der wichtigsten, aber auch eines der härtesten des Jahres. Die Belastungen sind extrem, sagt der Weltmeister über das Kurvenlabyrinth im Fürstentum an der Cote d'Azur, nicht nur für uns Fahrer, sondern auch für das Material.
78 Runden voll am Limit: Für die Piloten ist das Rennen auf dem traditionsreichen Stadtkurs ein einziger Kraftakt. Die 15 Kurven erfordern einen ständigen Wechsel zwischen Beschleunigen und Bremsen. Nirgendwo wird so häufig geschaltet wie in Monaco. Alle zwei Sekunden wechseln die Fahrer im Schnitt den Gang, macht insgesamt rund 3.100 Schaltvorgänge. Dazu kommt die Gewissheit, dass der kleinste Fehler unweigerlich in einer der 5.500 extra montierten Leitplanken endet. Großzügige Auslaufzonen wie auf anderen Rennstrecken gibt es nicht, dafür ist in den Häuserschluchten kein Platz.Auch für Fernando Alonso ist der Große Preis von Monaco ein Rennen, das er unbedingt einmal gewinnen will. Er setzt sich aber nicht unter Druck, schwärmt immer noch von seinem Triumph in Barcelona: Das war ein Tag voller Emotionen für mich, sagte er, und ich werde mich immer an jeden einzelnen Moment erinnern.
Am Morgen, als er den spanischen König im Renault Mégane um den Circuit de Catalunya fahren durfte, wählte er mit Rücksicht auf seinen prominenten Beifahrer ein eher gemäßigtes Tempo. Doch am Steuer des Renault R26 kannte er keine Gnade: Von der Pole Position stürmte er auf und davon zu seinem dritten Saisonsieg und konnte seine Freude darüber im Ziel kaum im Zaum halten. Wir haben heute ein perfektes Rennen gezeigt, strahlte er. Die Auslaufrunde vor meinen begeisterten Fans war das schönste Gefühl, das ich bisher in der Formel 1 hatte. Dass ganz Spanien im Alonso-Fieber ist, zeigte sich auch diese Woche in Sevilla, wo 280.000 Zuschauer den Weltmeister bei der Renault-Roadshow feierten.
Im Trubel um den Lokalmatador ging der dritte Platz seines Teamkollegen Giancarlo Fisichella fast etwas unter. Nach einem fantastischen Start und trotz eines kleinen Ausritts trug der Italiener mit einer starken Leistung maßgeblich dazu bei, dass das Rennwochenende in der Heimat des Weltmeisters für Renault F1 zu einem großen Erfolg wurde. Nicht zuletzt dadurch, dass er den Spitzenreiter perfekt gegen seine Verfolger abschirmte und nach seinem Sieg in Malaysia erstmals auch selbst wieder einen Podestplatz eroberte.Natürlich bekommen wir für den Sieg von Fernando nur zehn Punkte, aber psychologisch war es sehr wichtig, die Revanche gegen Ferrari und Michael zu schaffen, meinte Renault F1-Chefingenieur Pat Symonds. Nachdem die Equipe Jaune in Barcelona schon bei den Wintertests sehr stark aufgetrumpft hatte, wäre alles andere als ein Sieg aus seiner Sicht eine unangenehme Überraschung gewesen: Wenn wir nicht gewonnen hätten, hätten wir uns einige unangenehme Fragen stellen müssen.
Doch die Konkurrenz erlebte wieder ein blaues Wunder und musste Fernando Alonso und Renault F1 im Kampf um die Weltmeistertitel weiter davonziehen lassen. Bei den Fahrern konnte der Titelverteidiger seine Führung leicht ausbauen, liegt nach Siegen in Bahrain, Australien und Spanien mit jetzt 54 Punkten weiterhin klar vor Michael Schumacher mit 39 und Kimi Räikkönen mit 27 Zählern. Giancarlo Fisichella ist mit 24 Punkten Vierter. In der Konstrukteurswertung konnte sich Renault weiter von seinen Verfolgern absetzen. Mit vier Siegen in sechs Rennen und 78 Punkten auf dem Konto führt man deutlich vor Ferrari, das es bisher auf 59 Zähler brachte. Noch weiter abgeschlagen ist McLaren-Mercedes mit 42 Punkten auf dem dritten Platz.
Das Rennen in Monaco auf einen Blick:Großer Preis von Monaco, 28. Mai 2006, Monte Carlo, 7. von 18 Rennen zur Formel-1-Weltmeisterschaft, 78 Runden à 3,340 km = 260,520 km. Rundenrekord: Michael Schumacher (Ferrari/2004) 1:14,439 Min. (161,528 km/h). Der Große Preis von Monaco wird seit 1950 ausgetragen. Erster Sieger: Juan Manuel Fangio, Alfa Romeo. Die meisten Siege: Ayrton Senna mit 6 Siegen 1987 (Lotus-Honda Turbo), 1989, 1990, 1991, 1992 (McLaren-Honda) sowie 1993 (McLaren-Ford). Erfolgreichstes Auto: McLaren mit 13 Siegen. Weitere Infos: www.monaco.mc/monaco/gprix