Das Seltsame am ganz normalen Leben ist: Es steckt voller Tücken. Wer wüsste das besser als Dora Heldt, die sich diesen oft unerkannten Tücken schonungslos stellt. Diesmal in kurzen Kolumnen.
Zum Beispiel: Was macht man bei Schnupfen? Die einen sagen, das sei eine Bagatelle, die durch Ignorieren meist von alleine verschwindet und keiner Behandlung lohnt, schon gar keiner berufliche Krankmeldung. Rafft man sich dann auf und fliegt, alle Symptome mühsam unterdrückend, zu einem beruflichen Termin, gelingt das Unterdrücken so gut wie gar nicht und der Sitznachbar nennt einen ungeniert „Virenschleuder“.
Oder: Wie ist das mit Sandalen im Sommer? Mit Socken gelten sie als modisches No-Go, ohne Socken werden sie – je nach Fußzustand von Träger oder Trägerin – zur optischen Folter für alle, die das mit ansehen müssen. Nur kriegt man das optisch nie so schön hin wie die Fußpflegerin beim Termin oder die Fotografen in den Zeitungen, wenn diesbezüglich die neuen Trends gezeigt werden. Gerade hier kann ich Dora Heldt aus eigener Erfahrung zustimmen: Flip-Flops seien die gesündeste Fußbekleidung im Sommer, sagte mir mal eine junge Assistenzärztin. Meinen Hinweis, dass ich damit im Auto zum Sicherheitsrisiko und im Büro vermutlich merkwürdig aussehen werde, ließ sie unbeantwortet. Vielleicht hatten alle anderen Patienten außer mir ja gerade Urlaub und diese beiden Probleme daher nicht.
Noch ein Beispiel gefällig? Also: Was macht eine Frau, die sich in einen Mann verliebt hat, der kleiner ist als sie? Kein Problem damit haben, denken Sie jetzt? Schön wär’s ja. Tatsächlich aber ist das auch anno 2018 für viele Menschen – Männer und Frauen – offenbar ein Problem. Und was sie sich einfallen lassen, dieses Problem zu lösen, ohne vom Liebsten oder von der Liebsten zu lassen – da kann man nur noch staunen, lachen oder den Kopf schütteln.
Und so geht es mit allen Alltagswidrigkeiten, die Dora Heldt hier aufspießt. Eine probate Lösung, sobald man eine der Kolumnen zu Ende gelesen hat, taugt vielleicht als Neujahrsvorsatz, den man auch einhält. Erst mal fragen, ob’s wirklich ein Problem ist – und wenn ja, die am nächsten liegende Lösung etwas beherzter anzugehen. Zum Beispiel: Auf Größenunterschiede pfeifen und sich bei kratzendem Hals und verstopfter Nase einfach mal ins Bett packen.
Dora Heldt: Da fällt mir noch was ein. Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv); 9,95 Euro.