Das Bewusstsein der Autofahrerinnen und Autofahrer für die Gefahren bei Eis und Schnee steigt. Doch viele Autofahrer verkennen immer noch, wie groß das Risiko tatsächlich ist mit Sommerreifen im Winter zu fahren. Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag von eBay Motors unterschätzten im vergangenen Herbst 87 Prozent der Autofahrer, wie viel länger ein Fahrzeug mit Sommerreifen braucht, bis es bei winterlichen Verhältnissen zum stehen kommt.
In einer anderen Umfrage, der vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat e. V. (DVR)und der KÜS unterstützten Initiative Pro Winterreifen, erklärten ebenfalls im Herbst 2004 79 Prozent der Autofahrer, in den nächsten Wochen auf Winterreifen umrüsten zu wollen. Auch der Anteil derer, die tatsächlich Winterreifen aufziehen, steigt stetig. Waren es im Jahr 2001 noch 43 Prozent, so wechselten im Jahr 2003 schon 48,6 Prozent von Sommer- auf Winterreifen. Im Herbst 2004 hatten erstmals mehr als die Hälfte aller deutschen Autofahrer (50,4 Prozent) die Reifen gewechselt.
Wer meint, dass sich für die paar Tage Schnee im Jahr Winterreifen nicht lohnen, macht eine gefährliche Rechnung auf. Denn ein Satz Reifen ist in der Regel billiger als ein Unfall – selbst wenn es lediglich ein kleiner Ausrutscher ist. Schon ab Temperaturen von + 7 Grad Celsius greift die härtere Gummimischung der Sommerreifen deutlich schlechter als die der Winterpneus. Außerdem ist das Profil von Sommerreifen nicht für Schnee und Schneematsch ausgelegt. Die weichere Gummimischung von Winterreifen sorgt bei Nässe, Schnee und Eis für eine bessere Haftung auf der Fahrbahn. Das macht sich besonders bei Kurvenfahrten sowie beim Anfahren und beim Bremsen positiv bemerkbar.
Dass es grob fahrlässig ist, im Winter mit Sommerreifen unterwegs zu sein, bestätigen auch die Gerichte und geben Versicherungen Recht, die nach Unfällen Leistungen verweigerten. So entschied beispielsweise das Oberlandesgericht Frankfurt, dass die Vollkaskoversicherung den Schaden an einem Auto, das mit Sommerreifen und Schneeketten unterwegs war, nicht erstatten muss. Für Schäden an anderen Fahrzeugen kommt aber die Haftpflichtversicherung auf.
Erfahrungsgemäß rüsten viele Kraftfahrer viel zu spät auf Winterreifen um. Doch mit dem Wechsel auf Winterreifen sollte man nicht bis zum letzten Moment warten. Immer wieder gibt es deshalb bei Wintereinbruch ein großes Chaos. Liegen gebliebene und quer stehende Fahrzeuge führen zu massiven Verkehrsbehinderungen. Es kommt zu Unfällen mit Blechschäden und Verletzten. Der DVR und die gewerblichen Berufsgenossenschaften raten dazu, spätestens Anfang November die Sommerreifen einzumotten.
Wie gravierend sich der fehlende Grip von Sommerreifen auswirkt, beweist eine Vollbremsung aus 80 km/h auf verschneiter Fahrbahn. Trotz ABS verlängert sich der Bremsweg um 42 Meter. Wenn der Sommerreifen bei Glätte keinen Halt findet, nutzen selbst ABS, eine Antriebsschlupfregelung ASR oder das elektronische Stabilitätsprogramm ESP wenig. Denn Fahrerassistenzsysteme sind auf die möglichst hohe Kraftübertragung der Reifen angewiesen, um ihre hilfreiche Wirkung zu entfalten.
Nähere Informationen zum Thema:
Homepage der Initiative Pro Winterreifen: www.pro-winterreifen.de