EMS 2019: Motorsport-Zeitenwende?

Es schien so, als habe das Schicksal es unbedingt so gewollt in diesen Tagen: In Halle 3 der „Essen Motor Show“, wo es weniger um sportliche Serienmodelle und die „crazy cars“ dieser Veranstaltung als um die sportliche Auseinandersetzung auf der Rennstrecke geht, standen sich am sogenannten „preview day“ die Fahrzeuge gegenüber, die den Aufbruch in eine neue, eine völlig veränderte Welt des Motorsports signalisieren. Die beiden deutschen Hersteller Volkswagen und Opel stehen derzeit für den „neuen ökologischen Motorsport.“ Und damit für das Ende des Motorsports in der bekannten Form.

Ein Blick aus Messeangebot: Am Stand des ADAC steht der Opel Corsa-e. Ein Auto, mit dem im nächsten Jahr die legitime Nachfolge-Serie des ADAC Opel Rallye-Cup über die Bühne gehen soll. Konkret: Der Opel Corsa-e Rally soll 2020 den bisherigen ADAC Opel Rallye Cup mit den serienmäßigen 140 PS starken Verbrennern der Rüsselsheimer ablösen. Für rund 50.000 Euro gibt es ein Auto, das, von einem Synchronmotor mit 136 PS und 260 Newtonmeter angetrieben, die Tür zu einer neuen, elektrischen Rallye-Welt öffnen soll.

Die Energieversorgung übernimmt eine 50 kWh starke Lithium-Ionen-Batterie. Beim Fahrzeugkörper handelt es sich um ein Serien-Chassis mit Sicherheitsstruktur. Rund 1400 Kilogramm wiegt der neue Elektro-Flitzer für die Zukunft. Rüsselsheim spricht vom „ersten elektrischen Rallye-Markenpokal der Welt.“ Die gemeinsamen Vorbereitungen des Herstellers und des ADAC laufen auf Hochtouren. Und zwei der rein batterieelektrischen Opel Corsa-e Rally durchlaufen derzeit ein umfangreiches Entwicklungsprogramm.

Jörg Schott, der umtriebige Direktor Opel Motorsport, betont, das Entwicklungsprogramm laufe nach Plan, sei aber „längst noch nicht abgeschlossen.“ Ziel sei es letztlich, den Kunden ein „zuverlässiges, leicht handzuhabendes und leistungsstarkes Fahrzeug“ an die Hand zu geben, mit dem der ADAC Opel e-Rally Cup „nahtlos an seinen erfolgreichen Vorgänger, den ADAC Opel Rallye Cup“, anknüpfen könne. Die „Super Season“ 2020/21 mit zehn Wertungsläufen starte im August 2020 bei der Saarland-Pfalz-Rallye. Deren Saisonstart ist terminlich in die Mitte des Championats gerückt und wird von der KÜS unterstützt. Einschreibebeginn für den ADAC Opel e-Rally Cup ist der 15. Dezember 2019. Noch bis zum 31. Januar 2020 können sich Teams zu einer Gebühr von 5900 Euro einschreiben.

Auch Volkswagen wollte die Bühne bei der Essen Motor Show nutzen und präsentierte im Rahmen der „Race Night“ den rein elektrisch angetriebenen Volkswagen ID.R, der auch sogleich mit dem medienwirksamen Preis „Elektro-Rennwagen des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Die Wolfsburger wollen sich auf dem Weg des Konzern-Umbaus in Zukunft ganz vom Motorsport mit Verbrenner-Motoren verabschieden. Der 680 PS starke Elektro-Rennwagen hatte in den vergangenen zwei Jahren fünf Rekorde in vier Ländern auf drei Kontinenten aufgestellt. Sven Smeets, Direktor Volkswagen Motorsport, sagte, dieser Preis sei auch „eine Würdigung für die Ingenieure und Techniker hinter dem Projekt, die häufig nicht im Rampenlicht stehen, aber Wesentliches zum Erfolg beigetragen haben.“

Dass ausgerechnet zwei deutsche Hersteller den Aufbruch in eine neue Dimension und ein neues Zeitalter des Motorsports mittragen, passt in die Historie der Autonation Deutschland. Zu sehen sind die Exponate noch während der Essen Motor Show in Halle 3 bis zum kommenden Sonntag, 8. Dezember 2019.

Die KÜS ist, wie in den vergangenen Jahren, mit den Prüfingenieuren Thomas Schuster und Stefan Ehl am Stand von TUNE IT! SAFE! vertreten. Die Initiative für sicheres Tuning ist in der Halle 7 präsent. Nach den ersten Tagen zeichnete sich bereits ab, dass die Ingenieure bei den Messebesuchern sehr gefragt sind als kompetente Ratgeber.

Fotos: Jürgen C. Braun, Oliver Kleinz

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