Buchtipp der Woche

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Gerhard Augustin: Der Pate des Krautrock.
Bosworth Edition; 34,95 Euro.

Krauts – das Wort ist eigentlich ein Schimpfwort, abgeleitet aus der unleugbaren deutschen Vorliebe für Sauerkraut, die spätestens seit Wilhelm Buschs Witwe Bolte in gereimter Form belegt ist. Krautrock hingegen ist die selbstbewusste Bezeichnung für experimentelle Rockmusik mit Anleihen beim Jazz, für den Durchbruch elektronischer Instrumente im Rock, und Krautrock nannten ihre Musik die Bands, die sie bekannt machten, höchstselbst. Can und Tangerine Dream, das sind Namen, die bis heute ihre Geltung im Rock behalten haben, andere wie Popol Vuh übten Einflüsse aus, blieben aber selbst auf Dauer ein Geheimtipp. Und manche wurden sogar von den Managern verkannt, die dem Krautrock als solchem sehr zugetan waren. So erging es zunächst Kraftwerk, deren Durchbruch mit dem Nachweis, dass man eine Autobahn auch nur als Hörer erleben kann, somit verzögert erfolgte. Heute freilich ist das 20 Minuten lange Musikstück längst ein Klassiker.

Wie das alles damals war, hat Gerhard Augustin als einer der Männer hinter den Kulissen selbst miterlebt. Es brauchte seine Zeit, bis der Rock aus deutschen Landen auch zu Songs in deutscher Sprache führte. Dann allerdings war der Durchbruch von Lindenberg, Westernhagen und Co. nicht mehr aufzuhalten. Wobei Westernhagens Karriere als Musiker unter anderem einem guten Ärzteteam zu verdanken ist, die seinen bei einem Bühnenauftritt gebrochenen Arm kunstgerecht wieder herstellten.

Gerhard Augustin spart nicht mit Ironie, ebenso wenig schont er in seinem Rückblick sich selbst. Das bekam auch jener Musikmanager zu spüren, der eine Antwort auf Augustins kritischen Brief mit einer – dezent hochnäsig angebrachten – lateinischen Wendung quittierte: Augustin schrieb kurzerhand eine ganze DIN-A-4-Seite zurück – komplett in lateinischer Sprache.

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