Der Anteil der SUV (sportliche Mehrzweckfahrzeuge) im öffentlichen Straßenverkehr ist in den letzten 5 Jahren beträchtlich angewachsen. Die Vorteile dieser vielseitigen Fahrzeuge liegen vor allem in ihrem variablen Allradantrieb, der sich vom sogenannten 4×4-Permanentantrieb dadurch unterscheidet, dass er nur dann voll zum Zuge kommt, wenn es die Fahrbahnbedingungen verlangen, wenn also die Antriebsräder wegen Nässe oder Glätte beginnen durchzudrehen oder zumindest über Sensoren Radschlupf signalisieren. Vor allem die Winterzeit ist dafür symptomatisch. Daher auch die vom Gesetzgeber ausgesprochene Vorgabe, in dieser Jahreszeit unbedingt auf Winterreifen (mit Eiskristall- oder Schneeflockenmotiv!) umzurüsten. Davon sind SUV-Fahrzeuge nicht ausgenommen. Doch, wohin mit den Ketten? An die Vorderräder oder an die Hinterräder? Als Probanden entschieden wir uns für ein modernes, auf dem technischen Stand der Zeit befindliches SUV mit der optimal arbeitenden variablen Antriebsregelung zwischen primär angetriebener Vorderachse und elektronisch geregeltem Antrieb der hinteren Räder, dem ASX von Mitsubishi.
In den meisten Betriebsanleitungen (wer hat sie eigentlich mal gelesen und verinnerlicht?) sind zum Thema Schneeketten Hinweise zu finden. Doch nicht überall. Eindeutig aber die Anleitung, dass beide Ketten auf die Räder ein- und derselben Achse montiert werden müssen. Auch, wenn an Stammtischen andere Empfehlungen laut werden.
Die meisten SUV sind von Hause aus als Fronttriebler konzipiert, das bedeutet, dass dann im Allradmodus eine Elektronik die Antriebskräfte von der Vorderachse partiell und dosiert auch an die Hinterachse weitergibt. Die Tester und Fahrdynamikexperten des Kettenherstellers RUD verweisen darauf, dass in diesen Fällen die Ketten unbedingt auf die Fronträder aufgezogen werden sollen, da diese nicht nur für den Hauptantrieb verantwortlich sind, sondern auch die Führungskräfte bei Kurvenfahrten und beim Bremsen übernehmen müssen. Bei der Mehrzahl der SUV-Fahrzeuge werden die Antriebskräfte von 100:0 stufenweise bis zu 50:50 geregelt, abhängig vom Grad der Glätte und des Schlupfs. Die Regelelektronik schafft das unauffällig mit aller Dezenz und Zuverlässigkeit.
Es gibt auch einige SUV, die von Hause aus primär mit Heckantrieb ausgestattet sind, beispielsweise BMW X5 und X6. Hier müssen die Ketten an den Hinterrädern montiert werden, da in den vorderen Radhäusern Enge herrscht und die Ketten Lenkeinschlag, Bremsenteile und Radaufhängungen in ihren Funktionen einschränken würden.
Helmut Kaiser, technischer Leiter des Kettenherstellers, fasst die Erfahrungen seiner Testexperten zusammen:
1. Grundsätzlich sind die entsprechenden Empfehlungen der Autohersteller umzusetzen, soweit sie vorhanden sind.
2. Bei SUV-Fahrzeugen, die primär über die Vorderräder angetrieben werden (hinteres Räderpaar wird elektronisch antriebsgesteuert), Ketten auf die vorderen Räder.
3. Im Idealfall stehen für alle 4 Räder Schneeketten zur Verfügung, was aber mit entsprechendem Mehrgewicht und höheren Anschaffungskosten verbunden ist. Zudem ist der zeitliche Mehraufwand beim Auflegen zu berücksichtigen.
4. Die gesetzlich erlaubte Höchstgeschwindigkeit mit Ketten beträgt 50 km/h.
5. Es ist empfehlenswert, bereits v o r dem Start in den Winterurlaub zu Hause das Auflegen von Ketten als Trockenübung zu trainieren, um im Falle des Falles nicht hilflos dazustehen. Hilfreich dabei sind dabei Anleitungen, die die einzelnen Phasen der Schneekettenmontage bildlich darstellen.
6. Basisbereifung: Auf jeden Fall echte Winterreifen (mit Flocken- oder Eiskristall-Symbol).
Zum Thema Absicherung während der Schneekettenmontage informiert die Rechtsabteilung des AvD: Haltende und parkende Fahrzeuge gelten als 'nicht liegen geblieben' im Sinne von §15 StVO. Es besteht jedoch bei schlechter Erkennbarkeit eine Beleuchtungspflicht nach § 17 StVO und gegebenenfalls auch eine Pflicht zur Einschaltung der Warnblinkanlage aus dem allgemeinen Gebot der Rücksichtnahme nach § 1, Abs. 2 der StVO (BGH-Urteil von 1986).Wer mit diesem Wissen in die winterliche Jahreszeit geht, für den ist dann dafür auch alles glatt gegangen.