Kein Tippfehler! Das Album heißt wie der Interpret. Lindsey Buckingham wollte das so. Eine von vielen Eigenheiten, die den Künstler sympathisch machen und auch zu einem großen Teil seine beeindruckende Karriere erklären. Üblich ist es, sein erstes Solo-Werk so schlicht zu betiteln. Für Buckingham ist es aber schon sein siebter Alleingang.
Alleingang? Klar, denn bekannt wurde er zunächst mit Fleetwood Mac, zu deren Rekordalbum „Rumours“ er das wunderbare „Never Going Back Again“ beitrug. Schon damals kennzeichnete ihn sein „fingerpicking“ als Markenzeichen. In verschiedenen Genres war er seither solo unterwegs, wobei die besten dieser Werke immer eine gewisse Ähnlichkeit mit „Rumours“ hatten, ohne das einfach zu kopieren.
Nun habe er ein Pop-Album machen wollen, bei dem manche Stücke auch komplexer ausfallen dürfen. Das ist ihm bestens gelungen. Schon der erste Titel, schlicht „Scream“, verführt dazu, gleich wieder die Repeat-Taste zu drücken. Die Melodie geht sofort ins Ohr, und mitunter eröffnet sich erst beim Wiederhören die feinsinnige Ironie des Textes: „I love you when you scream“ – salopp übersetzt: Ich mag Dich, wenn Du rumschreist. Feinsinniger geht er mit demselben Thema in „I Don’t Mind“ um – handelnd von der Kunst, über Jahre eine Paarbeziehung so zu gestalten, dass sie stabil wird und bleibt. Mit „Dancing“ beweist er schließlich, dass er sich auch ganz auf seine Stimme verlassen und die Instrumentierung sehr sparsam halten kann. Insgesamt ein rundum gelungenes Werk aus zehn neuen Stücken – und ein würdiger Nachfolger für sein letztes Album, mit dem er, zusammen mit Ex-Bandmate Christine McVie, Furore gemacht hatte. Seine Spieltechnik übrigens hat er sich bis heute, also über Jahrzehnte, bewahrt.
Lindsey Buckingham (Rhino)