Lese-Tipp – Koch: Alt werde ich später

Früher ist man mit 65 in Rente gegangen und hat sich damit abgefunden, das Leben nun zum größten Teil hinter sich zu haben. Was Marianne Koch kürzlich in einem Interview so ähnlich salopp formulierte, hat sie ja selbst erlebt. Die Internistin und Medizinautorin kennt es aber auch ganz anders: Die Lebenserwartung ist heute wesentlich höher als noch vor 50 Jahren, das heißt, dem Ausscheiden aus dem Berufsleben folgt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein langer Lebensabschnitt. Sie selbst ist das beste Beispiel, am 19. August 90 Jahre alt geworden.

Okay, mag man einwenden. Wer weiß, mit welchen Tricks die Prominente arbeitet, um so rüberzukommen. Wenn Geld keine Rolle spielt und das Neueste vom Neuen aus der Industrie beim Jugendlich-Wirken seinen Dienst tun kann.

Tja. Was da seinen Dienst tut, gibt es zum Beispiel im Lebensmittelhandel. An der Obst- und Gemüsetheke. Und im Regal mit den Hülsenfrüchten. Die Vitalstoffe darin passen in keine Pille. Ebenfalls gute  Dienste leistet körperliche Bewegung, regelmäßig, versteht sich.

Viel Grünzeug (oder besser: buntes Zeug), dafür Verzicht auf Bequemlichkeit. Das ist nichts Neues und sicher für alle Lebensphasen gut. Neu sind aber viele Erkenntnisse, warum es gerade in den späteren Lebensphasen gut ist. Das hat mit unseren Körperzellen zu tun, die eine geradezu erstaunliche Fähigkeit zur Erneuerung in sich tragen. Auch im Gehirn gibt es solche nachgewiesenen Prozesse – allerdings: Von nichts kommt eben nichts.

Die langjährige Hausärztin Koch, die selbst täglich mit Hund unterwegs ist und Tomaten mit Mozzarella bestellt, während die Interviewer in Kalorienbomben schwelgen, beherzigt, was sie anderen empfiehlt. Sie weiß natürlich auch, dass eine der größten Gefahren im Alter die Einsamkeit ist. Da spricht sie einmal mehr ein Thema an, das (noch) gerne tabuisiert wird. Und wer etwas Neues ausprobieren will, was im durch Beruf und Pflichten geprägten Alltag nie möglich war – nur zu, sagt die Medizinerin. Lernen und Dazulernen ist nicht an Altersgrenzen gebunden.

Ein Buch für Leser*innen ab 60 also? Sicher. Aber auch eines für jedes Erwachsenenalter. Denn es spricht ja nichts dagegen, einen späteren Lebensabschnitt schon früh zu planen – grob jedenfalls.

Neben zahlreichen Informationen und Tipps gibt es regelmäßig Frage-Antwort-Kataloge – und Selbsttests, die auszuführen sich in jedem Fall lohnt!

Dr. med. Marianne Koch: Alt werde ich später. Neue Wege, um geistig und körperlich fit zu bleiben. Deutscher Taschenbuch Verlag (div.): 18 Euro. (e-Book:  14,99 Euro).

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