Keine Frage – mit ihm ist der Deutschrock cool geworden, zu einer Zeit, da Englisch als Sprache in dem Metier als alternativlos galt. „Udopium“ zeigt, wie wahr diese Feststellung ist. Und: Die klangliche Assoziation des Titels mit einem nur unter strengsten Bestimmungen legalen Mittel führt in die Irre. Denn beruhigend wirkt diese Werkschau keineswegs. Soll sie ja auch nicht.
Der Anlass der Veröffentlichung ist freilich kaum zu glauben: Am 17. Mai 2021 wird Udo Lindenberg 75. Und sein erstes Album feiert im selben Jahr den 50. Geburtstag.
Also: Wir erinnern uns an „Daumen im Wind“ und an die „Bunte Republik Deutschland“. Wir feiern ein Wiederhören mit „Johnny Controlletti“ – der Name ist ja längst Bestandteil der deutschen Alltagssprache, Synonym für Menschen, die es mit der Aufmerksamkeit gerne mal übertreiben … Inga Humpe ist mit von der Partie, Jan Delay, Johannes Oerding und Wolfgang Niedecken auch. „Einer muss den Job ja machen“, singen sie. Sorry, Jungs, das Müssen nimmt euch niemand ab, dafür klingt ihr zu gut. Ihr wollt, und das ist völlig ok so.
Man wird dem Mann mit dem legendären Hut im Outfit aber nicht gerecht, stellt man nur sein Talent zur Flapsigkeit heraus. „Wozu sind Kriege da?“ muss genau so erwähnt werden, insbesondere natürlich „Sonderzug nach Pankow“: Als der ihm quasi genehmigt wurde, mit einem Auftritt in der DDR, da war die Stimmung zwischen damals noch zwei deutschen Staaten nicht so die beste. Die Fans haben ihm seinen Mut gedankt.
Eine rauschende Feier sei ihm zum halbrunden Geburtstag gewünscht. Auch wenn er alles nach eigener Aussage inzwischen ruhiger angehen lässt. Nur eines sei ihm nicht gewünscht – dass er sich (so verdient es nach 50 Jahren mit etlichen Alben, Auftritten und Tourneen wäre) komplett zurückzieht.
Udo Lindenberg: Udopium (Warner)