Lese-Tipp – Ortheil: Wie ich Klavierspielen lernte

Klavierlehrer empfinden das Honorar für ihren Unterricht nicht selten als Schmerzensgeld – immer dann, wenn Schülerinnen oder Schüler einfach keine Lust zum Üben haben, die Eltern aber überzeugt sind, aus dem Nachwuchs werde der neue Mozart.

Hanns-Josef Ortheil musste man nicht zum Musikunterricht überreden. Als Fünfjähriger erlebte er mit, wie ins Elternhaus ein Klavier geliefert wurde. Erst machte ihm das große Instrument Angst, zumal die Anlieferung keine Fünf-Minuten-Angelegenheit war. Dann aber faszinierten ihn die Tasten in Schwarz und Weiß. Der Wunsch, mit diesen Tasten umzugehen, kam von ganz allein. Mütterliche Unterstützung war da sicher willkommen, aber irgendwann nicht mehr nötig.

Wie Ortheil schließlich Hochschullehrer, Schriftsteller und Pianist wurde, ist eine spannende Geschichte. Auch wenn niemand aus ihm einen neuen Mozart machen wollte, mangelte es im Verlauf seiner Karriere nicht an skurrilen Begegnungen mit außergewöhnlichen – und oft spleenigen – Menschen.

Hanns-Josef Ortheil: Wie ich lernte, Klavier zu spielen. Roman meiner Lehrjahre. Insel Verlag; 12 Euro.

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