Es gibt sie noch – Sängerinnen und Sänger, die über Jahrzehnte polarisieren, weil sie auffallen. Statt nach ein paar Lieferungen als „Hitmaschinen“ sang- und klanglos zu verschwinden, nachdem Castingshows und entsprechender PR-Aufwand für kurzzeitige Popularität sorgten.
Annett Louisan gehört zu ihnen. Schon ihr Debüt 2004 war geprägt von einer Ironie, welche die einen in Begeisterung zurückließ, bei anderen schlicht Kopfschütteln verursachte. Für „Das Spiel“ und das Folgealbum „Bohème“ hatte sie sich mit Frank Ramond einen der profiliertesten Songschreiber ins Team geholt. Für die damals 25-Jährige war’s der große Durchbruch.
Sie ist sich treu geblieben und legt mit „Kitsch“ ein Album von Coverversionen vor, das schon im Titel die Louisan-typische Selbstironie hat. Die Titelauswahl ist mutig, um nicht zu sagen: exzentrisch. Da steht „Hello“ von Lionel Richie neben Deep Purples „Nights In White Satin“ und „Bitter Sweet Symphony“ von The Verve. Rock-Klassiker, die durch aufwändige Instrumentalisierung bestechen und Stimmen, die nicht unbedingt auf Wohlklang getrimmt sind. Pure Rock eben.
Was macht Annett Louisan daraus? Minimalistische Versionen, die wiederum von ihrer unverwechselbaren Stimme getragen werden. Zurückhaltend, so dass man sich das Ganze im Konzertsaal vorstellen mag, aber nicht in den großen Hallen und schon gar nicht Open Air. Dass sie ihrer Zusammenstellung zwei Schlager-Klassiker beifügt, zwischen denen im Original mehr als 30 Jahre liegen (Marianne Rosenberg versus Helene Fischer), passt zu Louisans Exzentrik. Sie spielt ihre Qualitäten aus, ohne um jeden Preis gefallen zu wollen. Und hat Erfolg damit.
Annett Louisan: Kitsch (Sony Music)