Nach diesem Gericht sehnt sich die über 80-jährige Ninny. Denn im Seniorenheim steht das ganz offenbar nie auf dem Speiseplan. Wonach sich die knapp 50-jährige Evelyn sehnt, weiß sie selbst gar nicht so genau. Von ihrem Mann bekommt sie nach Jahren der Ehe allenfalls mal Aufmerksamkeit, durch das lautstarke Kauen, mit dem er die von ihr zubereiteten Mahlzeiten vorm Fernseher verzehrt.
Als der Lebensmittelfreund mit seiner Frau zusammen eine Tante in eben diesem Seniorenheim besucht, treffen im Aufenthaltsraum Evelyn und Ninny aufeinander. Zwischen ihnen entwickelt sich rasch eine solide Freundschaft. Daran haben Ninnys Erinnerungen an die Südstaaten der 20-er Jahre einen hohen Anteil, und Evelyn ist eine begeisterte Zuhörerin. Und nebenbei gibt die Ältere der Jüngeren auch wertvolle Tipps, wie sie das Grau-in-Grau an der Seite ihres Mannes für sich zum Guten wenden kann. Fortan steht Fitness statt Süßkram auf dem Tagesplan, und Evelyns neues Selbstbewusstsein bekommen unter anderem zwei frech auftretende junge Frauen auf einem Supermarktparkplatz zu spüren – ganz ohne Gewalt gegen Menschen, aber trotzdem schmerzhaft. Zu diesem Selbstbewusstsein mag auch Evelyns äußere Typveränderung beitragen: Aus der arg trutschig wirkenden Person wird eine flott gekleidete und frisierte Endvierzigerin. Kleine Maßnahmen, große Wirkung.
Fast 30 Jahre alt ist der Film „Grüne Tomaten“, mit seinen pointierten Dialogen und umwerfend witzigen Szenen bis heute unverändert sehenswert. Und mit seinen Rückblenden auf das Amerika der 20-er Jahre, den Einfluss des Ku-Klux-Klan und auf himmelschreiende Ungerechtigkeiten ist er auch in seinem sehr ernsten Teil unverändert aktuell. Obwohl manche Art des Widerstands tatsächlich nicht zur Nachahmung zu empfehlen ist.
Und dass am Anfang aller positiven Veränderungen tatsächlich eine große Portion gebratener grüner Tomaten für Ninny steht – ist für Evelyn nur selbstverständlich.That’s what friends are for.