Um den Citroën 2 CV ranken sich Anekdoten und erinnernswerte Erlebnisse. Im Pannenfall problemlos zu handhabende Technik einerseits, problematische Heizbarkeit und Anfälligkeit für den „braunen Fraß“ andererseits. Aber eben auch die Freude, mit wenig Geld und geringem Gepäck auch weite Reisen zu unternehmen.
Aber: Nicht nur das eine, sondern sehr viele Modelle der Marke mit dem Doppelwinkel zeichnen sich durch Besonderheiten aus, auch wenn wohl keines der andern den Kultstatus der „Ente“ erreichte. Aber: Die eigenwillig gezeichneten GS und CX, der Méhari (jüngst wiederbelebt im Zeitalter der E-Mobilität), der SM in Kooperation mit Maserati – an Mut hat es dem Unternehmen Citroën nie gefehlt. Manche Entscheidungen dürfen rückblickend sogar als tollkühn durchgehen.
Die längste Zeit dieses Unternehmens ist die nach dem Firmengründer und Namensgeber André Citroën. Ihm und seinen Nachfolgern widmet sich das Buch in besonderem Maße, bindet immer auch die Zeit ein, in der die jeweiligen Modelle lanciert werden. Welche Bücher las man? Was war gesellschaftlich von Bedeutung – jenseits vom Automobilbau? Das Anliegen des Autorenteams geht weit über technische Fragen hinaus. Und es verwundert nicht, dass auch den Tragödien in der Unternehmensgeschichte Raum gegeben wird – wo Mut herrscht, lassen diese sich (leider) nicht vermeiden. Eine wechselvolle Geschichte in 100 Jahren (2019), in der die positiven Errungenschaften zum Glück überwiegen.
Ein üppig aufgemachtes und spannend verfasstes Werk mit stolzem Preis. Den ist es allerdings auch wert.
Serge Bellu, Olivier de Serres, Sylvain Reisser: Citroën – 100 Jahre Automobilgeschichte. Heel Verlag; 98 Euro.