Erinnern Sie sich noch daran, dass Sie zu Schulzeiten dann und wann Übersetzungen abzuliefern hatten? Sogar als Klassenarbeit und immer ohne die Verwendung eines Wörterbuchs. Manchmal gab es dann nur die Wahl zwischen raten, was ein Wort auf Deutsch bedeutete – oder dem Mut zur Lücke.
(Fremd)sprachen können tückisch sein. David Tripolina zeigt an vielen Beispielen, wie tückisch sie sein können. Denn jede Sprache hat Wörter, die es in anderen Sprachen so nicht gibt. Sie sind unübersetzbar. Und jede Umschreibung in der Zielsprache trifft die Bedeutung höchstens annähernd.
Wenn am Ende der Beschäftigung keine Note steht, macht sie enormen Spaß und ist lehrreich. Abbiocco nennen etwa die Italiener die Schläfrigkeit, die einen nach üppigem Essen überkommt. Medizinisch heißt das auf Deutsch Verdauungsleukozytose, was zu einer genussreich beendeten Mahlzeit passt wie verdünnter Sauerkrautsaft als Gaumenkitzel. Und wenn jemandem Björntjänst bescheinigt wird, dann heißt das etwa:Etwas mit guten Absichten tun, das dann abertatsächlich für unschöne Konsequenzen sorgt. Und das im Japanischen beheimatete Gefühl Age-otori hat schon für etliche – nicht selten erfolgreiche – Schadenersatzklagen gesorgt – nach einem Haarschnittschlechter auszusehen als zuvor.
Ok, mag man denken, das sind jetzt Beispiele aus anderen Sprachen. Und wie ist es im Deutschen? Gilt unsere Muttersprache doch ohnehin als nicht einfach zu lernende Fremdsprache nach dem Motto: Hat man eine Regel erst mal verinnerlicht, stößt man prompt auf zwei Ausnahmen. Tja, und auch bei den Wörtern ist das Deutsche keine Ausnahme: Nur hier kennt man den Feierabend und die Schnapsidee. Das gibt's anderswo natürlich auch, nur muss man es da umschreiben.
David Tripolina bietet eine unterhaltsame Reise durch ganz verschiedene Sprachen an angenehm skurrilen Beispielen.
David Tripolina: Einzigartige Wörter. rivaverlag; 9,99 Euro.