Das war nämlich so: Heidi hat mit ihrem lendenlahmen Hudo Santiago de Chile umkreist, weil der NDR weitere Sequenzen von ihrer Weltreise gedreht hat.Naja, und da Hudo nicht so richtig wollte – Verzeihung: konnte – hat sie halt mit dem waidwunden Oldie im Schritttempo vor laufender Kamera einige fernsehreife Auftritte hingelegt. Schließlich wollten die Leute vom NDR ja auch Eindrücke aus Chile mit nach Hause nehmen.Der Sendetermin steht noch nicht fest, aber wir halten Sie auf dem Laufenden.
Gleich nach den Fernsehaufnahmen kam Hudo wieder zu Carlos in die blitzsaubere Werkstatt, wurde wieder entbeint, sein Herz wurde erneut ausgebaut und auch sonst bot Hudo einen bedauernswerten, fahruntüchtigen Eindruck.
Nach dem Zusammenbau und nach einer neuerlichen allgemeinen Durchsicht gab Mechaniker Carlos sein okay, Heidi schaute nochmal kurz beim Botschafter rein und wollte dann ab nach Buenos Aires.
Doch da: Schon nach wenigen Kilometern hörte sie ein Geräusch im Motor, das sie vorher noch nie gehört hatte. Mir wurde ganz schlecht, kommentierte sie ihren Gemütszustand. Man kann es ihr nicht verübeln, dass sie nach den vielen Überraschungen mit Hudo jetzt ganz besonders auf jedes noch so kleine Geräusch achtet.
Heidi Hetzer fuhr zwar noch ein paar Kilometer weiter bis auf den höchsten Turm Chiles, auf den Sky Constanera. Doch von hier aus rief sie ihren Mechaniker Carlos Romero an. Der kam sofort, aber sie fanden in der Umgebung keine freie Hebebühne.
Schließlich erinnerte sich Heidi an den Opelhändler Eduardo Kovacs ganz in der Nähe. Hier konnten sie bis 21 Uhr hinkommen: Schwups, Hudo stand auf der Hebebühne und war wieder einmal in Sicherheit.
Dabei stellte Carlos fest, dass sich nach der Generalüberholung ein erneuter Lagerschaden ankündigte. Oh nein; stammelte sie. Nicht schon wieder. Jedoch war auch das für Heidi Hetzer noch immer kein Grund, ihre gute Laune zu verlieren. Es ist wie es ist. Und so blieb Heidi noch ein paar Tage länger in Chile – und Hudo ein paar Tage länger in Carlos Obhut.
Carlos fand das Loch im 4. Pleuellager: So ein Mist aber auch, schimpfte er mit sich selbst. Aber um das Dilemma genau zu untersuchen, musste wieder alles auseinander gebaut werden.
Am Anfang ihrer Reise fand Heidi Hetzer diese Unternehmung ja noch prickelnd, aber nun, gegen Ende fing es doch so langsam an, sie zu nerven. Und sie verlor weitere vier bis sechs Wochen …
Ihr lief jetzt ein wenig die Zeit davon. Am 19. Juni endete ihr Visum für Chile. Und Hudo stand fahruntüchtig auf der Hebebühne. Es ist zwar ärgerlich, aber Heidi Hetzer ist sowas von taff, die wirft so leicht nichts um. Aus jeder, aber auch wirklich jeder Situation, und sei sie noch so ausweglos, findet Heidi Hetzer immer einen Ausweg.
Was machte Heidi Hetzer, statt herumzusitzen und Trübsal zu blasen? Sie organisierte schon wieder etwas. Dieses Etwas war diesmal ein Flug auf die Osterinsel. Sie war ja nur vier Flugstunden entfernt. Dort wollte sie ein wenig relaxen.
Und in der Tat: Heidi Hetzer genoss die Insel in vollen Zügen: Sie umarmte die Mauis – naja, nicht alle. Dafür sind doch zu viele auf dieser Osterinsel. Diese Steinfiguren sind weltberühmt, und sie schauen alle ins Landesinnere. Stopp! Nicht alle. Es gibt elf Stück davon, die anders herum stehen. Ahu Akivi heißt der Strandabschnitt mit den steinernen Figuren, die auf das Wasser blicken. Warum sie das tun? Diese Frage konnte ihr niemand beantworten. Aber seltsam ist es schon, denn alle – wirklich (fast) alle anderen – stehen mit dem Rücken zum Wasser.
Hier feierte Heidi Hetzer ihren Geburtstag, und hier wollte sie eine Woche bleiben – bis ein Anruf der Werkstatt kam: Carlos hat Grippe. Nun muss man wissen, eine Grippe ist auf der ganzen Welt gleich: ständiges Naselaufen, Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen, schummriger Allgemeinzustand. Auf jeden Fall nicht das Körpergefühl, mit dem man ein Auto reparieren kann.
Und jetzt sah man Heidi zum ersten Mal auf dieser Reise nicht lächelnd in die Kamera schauen: Sie reagiert unwirsch. Den Ausflug auf den höchsten Berg der Osterinsel – den Maunga Teravaka – ließ sie sich zwar nicht entgehen, aber dann gewann doch ihre innere Unruhe wieder die Oberhand: Ungeduldig stand sie am Aeroport Matave der Ilha de Pascoa (so heißt die Osterinsel in der Landessprache) und flog zurück nach Chile.
Carlos wird ja nicht ewig krank sein orakelt sie mehr zu sich selbst. Sie fasste einen Entschluss:So, und ab jetzt macht Heidi Hetzer überhaupt keine Planungen mehr. Funktioniert ja alles nicht, resümierte sie ihre Weltreise. Der ganze Zeitplan ist durcheinander. Eigentlich wollte ich ja nächsten Monat schon wieder zurück in Berlin sein.
Das wird sie definitiv nicht. Mag sein, dass sie in Südamerika überwintert. Für uns in Deutschland heißt das übersommern, denn zur Zeit ist unten Winter – und unser Sommer ist der südamerikanische Winter.
Lassen wir uns also genau wie Heidi Hetzer überraschen von dem, was auf sie – und auf uns – zukommt.
Text: Jutta Sein
Fotos: Heidi Hetzer