Ideenfabrik: Im „Allerheiligsten“ von Hyundai

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Wer auf der Münchener Wies’n zur Oktoberfest-Zeit in eines der großen Bierzelte geht, der kommt in der Regel um eine „g‘scheite Moaß“ nicht herum. Der Inhalt (so sollte es zumindest sein) ist genau ein Liter. Doch nicht nur beim Fahrer – mitunter auch bei der Fahrerin – sondern auch beim Automobil ist die Marke von einem Liter inzwischen eine feste Größe. Denn viele Hersteller haben – dem Prinzip des Downsizings folgend – mittlerweile hubraumreduzierte Motoren, oft nur mit drei Zylindern, im Programm, die dank Turboaufladung aber mächtig Leistung in die Brennräume pusten. Die Gleichung 1 Liter Hubraum = maximale Leistung ist so zwar nicht zu postulieren. Aber wie man aus wenig mehr macht, das wissen inzwischen viele Motorenbauer und predigen somit Wasser zu Wein.

Dabei spielt es auch keine Rolle mehr, ob es sich um Winzlinge der Marke City-Cars, um Kompaktmodelle, um Angehörige der Golfklasse, oder sogar um leichte SUV handelt: Der aufgeladene Turbomotor mit einem Liter Hubraum hat seinen Siegeszug längst angetreten. Das eingedampfte Aggregat bietet Konstruktionsvorteile wie den geringeren Platzbedarf, er gibt sich an der Zapfsäule genügsamer und emittiert weniger Schadstoffe.

Hyundai hat im i20 jetzt statt der herkömmlichen Sauger auch neue zwangsbeatmete Triebwerke einbauen lassen und hat diese Gelegenheit auch genutzt, um einen Blick in seine heiligsten Hallen der Motoren- und Getriebeentwicklung zu gewähren. Am Standort Rüsselsheim entwickeln die Japaner, mittlerweile seit 25 Jahren auf dem deutschen Markt, für beide Konzernmarken (Kia und Hyundai) in ihrem europäischen Entwicklungszentrum aber nicht nur in Sachen Motorenbau und Getriebetechnik.

Dort entsteht auch das Design neuer Modelle, das immer mehr ein Grund für viele Käufer ist, sich einen Hyundai zuzulegen. Mit der Verpflichtung des Topdesigners Peter Schreyer, der 26 Jahre lang für den Volkswagenkonzern arbeitete, gelang dem koreanischen Konzern ein Coup. Seitdem er für das Gesicht und das Profil der beiden Marken verantwortlich ist, verzeichnen Kia und Hyundai traumhafte Zulassungsraten. Als ersten Ausländer hatten die Koreaner ihn deshalb zu einem der drei Präsidenten von Kia ernannt. Mittlerweile ist Schreyer der Ideenguru für alles, was bei diesem fernöstlichen Industriegiganten beim Thema Automobil prägend ist. Seine Philosophien ziehen sich quer durch die gesamte Modellpalette. Damit nicht genug: Im kommenden Jahr soll zudem nach Informationen von Auto, Motor und Sport, der bisherige Designchef der VW-Tochter Bentley, Luc Donckerwolke, ein „Koreaner werden“ und zu Hyundai wechseln.

Die Ideenfabrik von Hyundai einmal – auch unter fachlicher Anleitung und Erläuterung führender Köpfe – live erleben zu dürfen, war ungewöhnlich. „Andere Hersteller, so Hyundai-Sprecher Bernhard Voss, „geben sich da viel zugeknöpfter.“ In den Arbeitsräumen, zwischen rund um die Uhr laufenden Prüfständen, dicken Abgasschläuchen, unaufhörlich aufzeichnenden und Fieberkurven ausspuckenden Laptops, herrscht eine seltsam erwartungsvolle und im wahrsten Sinn des Wortes „zauberhafte“ Grundeinstellung. Menschen, die schweigend vor Computern hocken, das Klicken der Tastauren, das schlürfende hin und her schieben der Mouse: All das sind oft die einzigen, fast „lautlosen Geräusche“, die wir bei unserem Rundgang erleben dürfen.

Das Hyundai Motor Europe Technical Center macht auf Außenstehende den Eindruck einer Melange aus fein säuberlich gekachelter Hexenküche, aus leicht verstaubtem „Zurück-in-die-Zukunft“-Ambiente und steriler Krankhausatmosphäre. Fast glaubt man, sich nur im Flüsterton unterhalten zu dürfen angesichts des Tanzens und Zuckens der Fieberkurven und Millionen von Datenreihen auf den flimmernden Bildschirmen. Dass man jedoch dort zum Geheimnisträger wird, ist trotz der Gastgeberqualitäten ausgeschlossen. Natürlich, möchte man fast sagen, müssen Foto-Smartphones vor dem Betreten der „heil’gen Hallen“ abgegeben werden. Von professionellen Kameras oder Aufnahmegeräten ganz zu schweigen.

Dort also ist auch die Heimat der neuen Motoren für den Mini-SUV i20 Active. Erstmals bei Hyundai in diesem Fall handelt es sich dabei um das neue Drei-Zylinder-Top-Triebwerk blue 1.0 Turbo. Im i20 Active bietet der Hersteller den Benzindirekteinspritzer in zwei Leistungsstufen an: mit 100 und 120 PS. Ein Automatikgetriebe wird es für die kleinen Turbos erst einmal nicht geben. Laut Hyundai arbeitet man an einer Lösung, die aber erst im Rahmen einer i20-Modellpflege kommt. Im Gespräch ist jedoch ein Doppelkupplungsgetriebe.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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