Nachlese: Automobilsalon Genf 2015

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Es gab einmal ein Buch des deutsch-amerikanischen Nobel-Designers Raymond Loewy mit dem Titel Hässlichkeit verkauft sich schlecht. Das Buch wurde trotz seines Sachbuch-Standards ein Renner, wohl auch, weil eine Menge Zeitgeschichte aus den Vorkriegsjahren bis in die 60er drin steckte.
Diesen Buchtitel hatte Kourosh Mansory sicher nicht im Gedächtnis, als er sich einen Mercedes G von der Tuning-Tochter AMG vornahm, um ihn nach Art seines Hauses einem ziemlichen Totalumbau für den Autosalon Genf zu unterziehen. Die Basis des 6,3 Liter Benz-Aggregats liefert also dringend nötige 828 PS und ein Drehmoment von 1000 Newtonmetern, bei denen es die meisten Schrauben ihren Kopf kostet. Mansory hat Niederlassungen und Fabrikationsanlagen in Europa (auch im oberfränkischen Brand zwischen Bayreuth und Marktredwitz) und – natürlich – in Kalifornien. 1989 hatte Mansory sein Unternehmen gegründet, ist seither für BMW, Lamborghini und andere Nobelmarken tätig, hatte zudem 2007 die Porsche- Fraktion der Swiss Rinspeed AG übernommen. Mit dem Projektbeginn am Mercedes G war auch gleich der Name des Mansory-Modells zur Hand: Sahara Edition. Wer bloß hat diesen Begriff für d i e s e s Auto kreiert? Die wichtigsten Daten und Fakten: Tieferlegung (!) um 40 Millimeter und einen ganzen Sack voller edler Carbon-Anbauteile. Der Innenraum im feinen, teils gesticktem Leder, neu designten Armaturen und viel Zubehör. Gänzlich abstrus wird die Sahara Edition bei der Bereifung. Da sorgen Super-Gummiwalzen im Gigaformat (305/35-22) für stets schlupfloses Vorwärtsstreben auf Asphalt. Ideal für Wüstensand und Schotter, spöttelte ein Kollege neulich. Nun hat Kourosh Mansory sich nicht Hinz und Kunz als Klientel vorgestellt, sondern mit größerer Wahrscheinlichkeit eher Oligarchen und Industriemagnaten aus der Gas- und Erdölförderung, auch vielleicht mal ein Hollywood- Schauspieler, dem es zu gut geht.

Es gab einmal vor etwa 20 Jahren einen ähnlichen Versuch, als Hyundai Korea, durch kleines Geld an den Lizenzbau von Mitsubishis altem Pajero gekommen, diesen nachbaute und unter dem Namen Galloper in den Markt stellte. Qualitätsmängel beim 2,5 Liter Dieseltriebwerk, an der Karosserie und im Fahrwerk waren dann verantwortlich dafür, dass der Galloper nach wenigen Jahren vom Markt genommen wurde. Die einzigen, die sich freuten, waren die Mitsubishi- Händler, die die lange Kette von Pannen und Reklamationen endlich los waren. Auch einen Galloper Sport mit richtig viel Plastik rundum hatte es mal als Prototypen gegeben, der Chronist hatte ihn damals gefahren, mit einem V6- Benziner der alten Generation. Das Thema hatte sich erledigt, bevor noch größeres Unheil damit angerichtet wurde.

Beim Mansory-AMG-G wird das sicher anders sein. Da sorgt dann sicher schon der Preis für zurückhaltende Order. Denn unter etwa 450.000.- Euro wird er im neuen Kleid kaum zu erwerben sein. Dafür könnte man sich auch mindestens 5-6 sehr gute andere Autos kaufen. Auch nicht, weil etwa ein zusätzlicher Dach-Heckspoiler für notwendigen Abtrieb an der Hinterachse sorgt und ein voluminöses Frontspoilergebilde für entsprechenden Abtrieb des Fahrzeugbugs verantwortlich zeichnet. Das alles wirkt halbstark und zudem potthässlich, von seinem Nutzen mal abgesehen. Denn für mehr als eine Fahrt auf verkehrsfreier Autobahn oder auf der Nobelmeile von Cafè zu Cafè dürfte der Mansory- Umbau kaum tauglich sein.

Hässlichkeit verkauft sich schlecht … ob Mansory das wirklich verinnerlicht hat?

Text: Frank NüsselQuelle und Fotos: www.4x4pasion.com

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