Lese-Tipp – Wells: Hard Land

Was waren sie eigentlich genau – die 80er-Jahre? Rückblickend denkt man sicher an eine Blütezeit der schnörkellosen Pop-Musik, an MusiCassetten und Vinylschallplatten, die ab der Mitte des Jahrzehnts so langsam von der CD als Medium abgelöst wurden. Sicher werden einem auch die öffentlichen Diskussionen um Umweltschutz einfallen, die Anti-AKW-Bewegung, ein Landesminister, der bei seiner Vereidigung Turnschuhe trug und dessen Ressort, das Umweltministerium, frisch geschaffen worden war. Und an vieles mehr.

Benedict Wells ist Jahrgang 1984. In „Hard Land“ beschreibt er genau dieses Jahrzehnt, von dem er selbst bewusst nur ganz wenig erlebt haben kann. Umso verblüffender ist, was er in „Hard Land“ daraus macht. Denn der gebürtige Münchner lässt einen 15-jährigen dieses Jahrzehnt aus dessen Perspektive erscheinen. Mehr noch: Wells (ent)führt Leserinnen und Leser in die USA.

Dort verdingt sich Sam als „Hilfsarbeiter“ im Kino. Ein typischer Job für Jungen seines Alters, ein einträglicher dazu. Denn wer die neuesten Filme sehen will, kommt am Kino nicht vorbei.

So entwickelt sich der Sommer mit Job und allem Drumherum zu einer komplett neuen Lebenserfahrung. Sam schließt Freundschaften, verliebt sich, sein bisheriges Leben steht Kopf.

Fazit: Ein unkonventioneller Roman aus konventionellen Zutaten. Manches ist vorhersehbar, aber das – so sagt es der Autor selbst – liegt mit am Genre, am „Coming of Age“-Roman. Ist das Vorhersehbare ein Nachteil? Nein! Denn Wells schreibt ungeheuer faszinierend und entwickelt einen ganz typischen Stil. Der Roman, in dem das Kino so viel Raum einnimmt, ist selbst ein Film. Nur eben einer, den man liest, statt ihn auf der Leinwand zu sehen.

Lese-Tipp – Benedict Wells: Hard Land. Diogenes Verlag; 24 Euro.

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