Liebe Leserin!
Lieber Leser!

An einer Pinnwand in meinem Büro steckt eine schon recht zerfledderte Eintrittskarte eines Ereignisses, die einem Alt-68er wie mir immer noch leichte Schauer des Entzückens über den Rücken rieseln lässt: „Dienstag, 22. August 1995, Maimarkt Mannheim“ ist auf dieser Karte als Datum und Veranstaltungsort verewigt. Darüber das weltberühmte Logo, das in die Pop-Geschichte einging und der Anlass: „Rolling Stones – Tour Voodoo Lounge“.

Mick Jagger war Mitte der 1990er Jahre noch ein Hüpfer um die 50. Die schon damals reichlich entgleisten Gesichtszüge von Keith Richards indes waren bereits der lebende Beleg für die These, dass die Welt keine Quelle der Jugend braucht.

Warum ich ausgerechnet heute, nach fast 19 Jahren, noch einmal auf diese Geschichte zu sprechen komme? Nun, die Stones, man mag es kaum glauben, gehen in diesem Sommer wieder auf Europa-Tour. Die erste übrigens für den Ur-Großvater Jagger, nachdem seine Enkelin Assisi laut „Daily Mail“ vor einigen Tagen eine Tochter zur Welt gebracht hat. Erfahren habe ich davon übrigens nicht aus einem britischen Klatschmagazin, sondern durch eine Fiat-Chrysler-Pressemittelung in dieser Woche. Die Automobil-Ikone „Jeep“ ist Sponsor der Rolling Stones Tour „14 On Fire“, die von Ende Mai an bis Juli die wichtigsten Europäischen Hauptstädte regelrecht rocken wird.

Das Jeep-Flaggschiff „Grand Cherokee“ ist demzufolge das offizielle Fahrzeug von Jagger und Co. während des Konzert-Sommers 2014 der nimmermüden Rock-Veteranen. Die Tournee begann bereits zu Beginn dieser Woche in Oslo und soll am 25. Juni in Madrid enden. Die findigen Marketing-Strategen des Autobauers schlachten die mobile Paarung natürlich aus und schreiben medienwirksam von einer „gemeinsamen Historie, die charakterisiert ist von Innovation und der angeborenen Fähigkeit zur Entwicklung und zur Voraussicht von Trends und Strömungen…“

Na ja, gestatten Sie mir, liebe Leserinnen und Leser, dass sich angesichts dieser Aussage doch gewisse Zweifel bei mir einstellen. Zumindest, was die Person des Bandleaders betrifft. Hätte „good old Mick“ eine „angeborene Fähigkeit zur Entwicklung und zur Voraussicht von Trends und Strömungen“ gehabt, wäre ihm vielleicht das Schicksal eines Vaters von sieben Kindern mit vier verschiedenen Müttern und damit eine Menge an Alimenten-Zahlungen erspart geblieben. Mag aber auch durchaus sein, dass dem umtriebigen „Jumpin‘ Jack Flash“ der bunt durcheinander gewürfelte Nachwuchs diese Handvoll Dollar wert war. Oder woher sonst sollte der Titel des vielleicht bekanntesten Stones-Gigs stammen: „I can’t get no satisfaction!

Ob der Jeep Grand Cherokee für die Alten Herren der Rock-and-Pop-Geschichte mit besonderen Ausstattungsmerkmalen für das fahrende Senioren-Personal ausgestattet ist, geht übrigens aus der Pressemitteilung nicht hervor. Aber wer die „Rente mit 63“ eher als Demütigung ansehen dürfte und sich stattdessen mit „70 plus“ noch einmal auf die Bühne zu den Groupies schwingt, dürfte auch mit einer gut ausgestatteten Jeep-Variante, die vielleicht nicht ganz der Basisversion entspricht, problemlos über den Konzertsommer kommen.

Ach ja, bevor ich es vergesse: Auf meinem eingangs erwähnten Ticket steht noch der Preis für das Konzert 1995 in Mannheim: 65 Mark. Wenn ich jetzt Ihr Interesse geweckt habe: Tickets für das Stones-Konzert im Stade de France in Paris am 13. Juni gibt es noch. Schlappe 399 Euro kosten sie mindestens.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.Ihr Jürgen C. Braun

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