Buchtipp – Annie Proulx: Ein Haus in der Wildnis

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Annie Proulx liebt die Einsamkeit. Andere Schrifsteller(innen) hätten sich um die Popularität gerissen, die in Proulx' Leben gleich zwei Mal einbrach – erst mit den Schiffsmeldungen, die sie schlagartig berühmt machten, erst recht aber durch die Verfilmung einer ihrer Short Stories. Als Film mit dem Titel Brokeback Mountain ist die auch jenen bekannt, die ansonsten nicht zu den Viel-Lesern gehören.

Annie Proulx wurde der Rummel irgendwann zuviel, das machte sie auf ihrer Internetseite damals deutlich. Und wer die Autorin im Vorfeld der Filmpremiere interviewen wollte, musste nach Wyoming fahren – und dürfte sich unversehens in jenen Landschaften befunden haben, die auf der Leinwand wunderschön anzusehen sind, den Bewohnern aber ein Höchstmaß an innerer Disziplin abverlangen. Entweder war man der Typ für diese Form weitläufiger Einsamkeit, so wie Annie Proulx, oder man kannte es in seinem ohnehin Leben nie anders, so wie die Menschen, über die sie schreibt.

Wer Annie Proulx Anfang 2006 interviewen wollte, unterbrach die Autorin – damals Ende 60 – bei der Erfüllung eines Lebenstraums. In der Einsamkeit von Wyoming war sie dabei, sich ein Haus ganz nach ihren Vorstellungen zu bauen. In einem Alter also, in dem der Ruhestand vielfach entweder schon Realität ist, kurz bevorsteht oder von nachlassender Gesundheit quasi erzwungen wird. Nicht bei Annie Proulx. Ihre Erfahrungen hat sie unter dem Titel Ein Haus in der Wildnis niedergeschrieben, und es liest sich wie ein Abenteuerroman. Es ging nicht bloß um die Notwendigkeit, sondern um die eigenen Vorstellungen. Ausführlich würdigt sie auch alle, die bei der Erfüllung des Traumes nach Kräften mitgeholfen haben. Und zwischen den Zeilen der gewohnt komprimierten, knappen Auf-den-Punkt-Prosa entdeckt man die zarte Seite der Autorin, die in Interviews vielleicht nicht so recht deutlich wird.

Annie Proulx: Ein Haus in der Wildnis. Bertelsmann Taschenbuch Verlag (btb); 9,99 Euro.

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