Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Dass Geschmäcker in vielerlei Dingen verschieden sind, ist eine Binsenwahrheit und auch gut so. Denn bekanntlich geht im Leben nichts über Vielfalt, Kreativität und Dinge, die unseren Alltag abwechslungsreich und interessant gestalten. Dies gilt natürlich auch für unsere Musik, die wir uns tagtäglich „rein ziehen.“ Entweder wir lassen uns quasi zwangsweise davon berieseln und nehmen das auf, was aus dem Äther auf uns hernieder prasselt, oder wir versorgen uns selbst mit den geliebten Schallwellen aus unserem persönlichen Archiv. Erstes hat den Vorteil, dass zumindest der Überraschungseffekt etwas größer ist, und man mit einem ganz bestimmten Song auch eine ebenso bestimmte Geschichte oder Begebenheit verbindet.

Genau so erging es mir in dieser Woche, als SWR 3 mal wieder Janis Joplin zu Wort und zu Ton kommen ließ: Das allseits bekannte: „Oh Lord, please would you buy me a Mercedes-Benz“ als unmissverständliche Bitte an den lieben Gott, der leider allzu früh von uns gegangenen Interpretin doch bitte schön ein Fabrikat mit dem guten Stern aus Untertürkheim auf der Motorhaube zu kaufen, dröhnt nun schon seit Jahrzehnten aus diversen Koffer-, Auto- und anderen Radios neuzeitlicher Prägung an unsere Ohren.

Gerade dieser unvergessliche Song der jungen Janis Joplin, die ihrem jungen Leben schon im Jahr 1970 mit der vollen Dröhnung von Heroin und Alkohol ein allzu frühes Leben setzte, ist einer der eindringlichsten Erzeugnisse der Pop-Literatur, in denen Autos eine (Haupt)rolle spielen. Zumal Janis Joplin in ihrem Klassiker ja auch noch beklagt, dass alle ihre Freunde Porsche fahren. Berühmt wurde dann auch der psychedelisch lackierte Porsche, den sie selbst mit Vergnügen fuhr. Aber: Da ich noch eine ziemlich weite Strecke zu fahren hatte, strengte ich mal meine Synapsen ein wenig an, um mir ein paar einschlägige und eingängige Songs aus dem Unterbewusstsein empor zu kramen, in denen es (auch) um Automarken ging.

Um es vorweg zu sagen, viel kam nicht dabei heraus, und meine Spurensuche zu Hause im Internet fort zu setzen, dazu hatte ich nachher weder Zeit noch Lust. Außer diversen, nicht eben hoch-intelligenten Manta-Songs seit Til Schweigers erstem überflüssigen Leinwand-Opus wurde aus meinem Unterbewusstsein kaum etwas Brauchbares aus dieser Kategorie nach oben gefördert. Ich erinnere mich dunkel an einen Song der Beach Boys aus den 1970er Jahren, in denen es um einen Chevy und einen Dodge ging. Mehr aber ist davon nicht mehr an Erinnerungen hängen geblieben. Zwar wartete auch Elton John gegenüber seinen Fans einmal mit der Nachricht auf „had a good old Chevy…“, doch weit eindringlicher als das ist wohl Don McLeans Song „American Pie“ mit dem wehmütigen Refrain: „Drove my Chevy to the levee, but the levee was dry.“ Er, Don, fuhr mit seinem Chevy an eine Flussmündung, doch diese war ausgetrocknet. Der Song war übrigens eine Hommage an den bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Buddy Holly.

Nun, es wird sicherlich noch genügend Lieder, Schlager, Chansons oder ähnliche musikalische Erzeugnisse geben, in denen Automobile entweder namentlich genannt werden oder zumindest eine Rolle spielen. Ich muss und will die auch nicht alle kennen. Aber Janis Joplins eindringlicher Song lässt mir immer noch einen gelinden Schauer über den Rücken jagen. Eigentlich nicht so sehr wegen der beiden Fahrzeugmarken, sondern wegen der Interpretin und ihrer ganz besonderen, kurzen Geschichte. Manchmal ist es eben doch gut, wenn man sich vom Äther überraschen lässt und nicht nur das eigene Album einschiebt.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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