Liebe Leserin!
Lieber Leser!

In der vergangenen Woche war ich auf einem Termin, in dessen Mittelpunkt ausschließlich die sogenannten „kleinen Nutzfahrzeuge“ standen. Das sind Autos, wie Sie und ich sie tagsüber als Warentransporter, als Minibus, im Paket-Zustelldienst, oder bei ähnlichen Gelegenheiten sehen und auch mitunter selbst benutzen. Denn der Anteil dieser sogenannten „kleinen Nfz“ ist sehr viel höher, als man sich das im Allgemeinen vorstellt. Unser Alltag wird von Ihnen bestimmt, ohne dass wir es merken. Ohne die „Heinzelmännchen auf Rädern“, keine Post, keine (unverdorbenen) Lebensmittel, in vielen Fällen auch keine Personen-Beförderung. Entweder auf dem Land, oder im Einsatz von Heimen, Schulen, Kindergärten oder ähnlichen Einrichtungen.

Ganz klar also, dass diese Fahrzeuge den gleichen Sicherheitsstandards unterliegen wie auch unsere sogenannten „normalen“ Personenwagen. Als Leitindex gilt dabei der Euro-NCAP-Crashtest. Dabei werden die Fahrzeuge härtesten Belastungsproben verschiedenster Art unterzogen und anschließend geht es dann zu wie beim Restraunt-Tester. Es werden Sterne vergeben, die das Ergebnis verifizieren. Wer fünf Sterne bekommt, ist quasi der Spitzenkoch. Vier Sterne sind schon nicht mehr ganz so schmackhaft und drei Sterne kann man eigentlich nicht mehr anbieten.

Umso schlimmer, dass ausgerechnet ein deutscher Premium-Hersteller bei diesem Menü (angeblich) ziemlich durchgefallen ist. Der Mercedes-Benz Citan, ein Kastenwagen, (Van) der auf dem Renault Kangoo fußt, erhielt nur drei von fünf möglichen Sternen. Und das in einem Segment, das richtig boomt. Eine ziemliche Horrorvorstellung für einen Anbieter, der ja nun nicht irgendwer ist. Sondern eben der Auto-Stern aus dem Schwabenland. Ein Stern, der in Zeitungs-Anzeigen oder im Fernsehen mit dem Spruch „Das Beste oder nichts“ überall präsent ist.

Vernichtend das Urteil des ADAC über diese Prüfung, der urteilte, der Citan sei „wegen erheblicher Schwächen und Sicherheitsmängel regelrecht durchgefallen“. Und der Automobilclub schickte gleich noch einen hinterher ins Schwabenland: „Drei Sterne, die nicht glänzen.“ Der Kastenwagen habe vor allem in den Disziplinen Frontal- und Pfahlaufprall gepatzt, hieß es weiter. Fahrer und Beifahrer drohten Verletzungen wegen der harten Strukturen des Armaturenbretts. Auch der Kopfairbag habe sich bei Crashtests als „weitestgehend nutzlos“ erwiesen, hieß es in einer ADAC-Pressemitteilung.

Wir wollen und können an dieser Stelle natürlich keine Wertung dieses Ergebnisses vornehmen, zumal der Hersteller unmittelbar nach dem Bekanntwerden gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Spiegel online“ erklären ließ, das Fahrzeug sei „in keiner Kategorie durchgefallen“, noch sei „die Karosserie kollabiert“. Zudem hätten alle Varianten serienmäßig das Stabilitätsprogramm ESP an Bord. Der Van wird von Mercedes seit Herbst vergangenen Jahres angeboten, als Nfz-Variante zusätzlich unter der Bezeichnung „Worker“.

Was uns dieser Vorfall jedoch zeigt, ist die unabdingbare Notwendigkeit, Fahrzeuge gleich welchen Segmentes auf ihren technischen Zustand und ihre Sicherheit für die Insassen und den gesamten Straßenverkehr hin immer wieder in Frage zu stellen und sie zu überprüfen. Eine Aufgabe und eine Herausforderung, der auch wir als Prüforganisation uns immer wieder Tag für Tag gerne und mit größter Sorgfalt stellen.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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