Test-Tour: Nissan Navara (Pickup)

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Deutschland darf sich nur bedingt zu den Lieblings-Tummelplätzen der Pickups in Europa zählen. Auf ganz Europa jedoch bezogen, zeigt die Zuneigung zu den kombinierten Personen- und Lastenträgern markanter nach oben: Sieben Marken mit -zig Modellen teilen sich im Wesentlichen den großen Markt. Es zeigt sich ferner, dass zum Beispiel das Fabrikat, das in Deutschland an der Spitze liegt, nicht auch in Europa dort rangiert. Und dort führt nun mal der Pickup Navara von Nissan das Ranking an.

Nissans Pathfinder, ehedem ein waschechter, dennoch komfortabler Geländewagen erster Provenienz, heute mehr zum SUV tendierend, steht in großen Teilen Pate zur jüngsten Navara-Generation. Der Vorderbau ist identisch. Aber auch in der Technik und Mechanik gibt es zahlreiche Übereinstimmungen: das Motorenprogramm zum Beispiel. Sowohl ein 2,5 Liter Vierzylinder-Diesel als auch der V6-Diesel sind alternativ auch für den Navara zu ordern. Unser Testproband verfügte über den 6-Zylinder, der mit 231 PS und einem Drehmoment von 550 Newtonmetern den Rahmen der üblichen europäischen Pickup-Motorisierungen deutlich sprengt. Wir waren gespannt.

Die Leistung wird über ein Menü von 7 Automatik-Fahrstufen auf die Fahrbahn gebracht, dazu gibt es eine manuelle Schaltgasse, die über 5 Gänge verfügt. Die Double Cab- Variante weist 5 Sitzplätze auf, die insgesamt allen Insassen guten Raum fürs Wohlbefinden offerieren. Zudem mit Leder ausgekleidet, wobei die Vordersitze ein wenig mehr seitliche Erhöhung in den Sitzflanken vertrügen, da das Fahrwerk auch höhere Kurvengeschwindigkeiten zulässt und entsprechende seitliche Kräfte auf die Insassen wirken. Auch im Gelände wäre dies von Vorteil. Dass die Tankklappe nur mit abgezogenem Zündschlüssel von außen zu öffnen ist, spielt dem Bedienkomfort auch nicht gerade in die Karten: ein Hebelchen innen würde diese etwas antiquierte Lösung ersetzen. Das war's dann auch schon mit den Kleinigkeiten!

Zur Technik: Die Automatik wechselt ihre Stufen derart sanft, dass man sie überhaupt nicht spürt. Dass sie etwas träger schaltet als die manuell einspannbaren 5 Gänge, ist systemimmanent. Sie ist auf Optimierung auch der Verbrauchseffizienz ausgelegt. Und Schub ist dank der Leistung eh allemal genug da. Im Gelände zeigt sich, dass sich die Reduktionsuntersetzung (4 Low) mit einem Verhältnis von 1:2,679 sämtlichen Anforderungen härtester Offroad-Anforderungen locker und easy gewachsen zeigt. Da hat Nissan an nichts gespart.

Wer des Öfteren mit Hänger (bis zu 3 Tonnen!) unterwegs ist oder gar die Speed-Leistung des Sechszylinders gerne in Anspruch nimmt, der würde sicher einem Scheibenbremspaar an den Hinterläufen zustimmen, derzeit machen nur Trommelbremsen ihren – wenngleich ordentlichen – Job. Und der Wendekreis von ganz knapp 14 Metern lässt den Navara mehr für rurales Umfeld geeignet scheinen denn für die enge City. Wir maßen die Höchstgeschwindigkeit mit 202,36 km/h, was unserem Testexemplar schnell den ehrenvollen Beinamen ICE-Navara bescherte. Auch im Hängerbetrieb machen die 231 Pferde einen exzellenten Eindruck, denn sie ziehen kraftvoll nach vorne.

Das Fahrwerk ist allen von uns getesteten Aufgaben reichlich gewachsen, reagiert stets souverän auf Lenk-, Gas- und Bremsbefehle. Der V6 läuft ausgesprochen leise und vibrationsarm, was sich im hohen Gesamtkomfort für alle Insassen ausdrückt. Auch beim ICE wird ein Tempozuschlag verlangt, was beim Navara nicht grundsätzlich anders ist: Die schnellen Autobahnetappen (Reisegeschwindigkeit 140-170 km/h) und die zweimalige Messung der Höchstgeschwindigkeit verlangten schon nach 12,35 Litern Leichtöls, aber dagegen steht die spürbare zeitliche Entlastung. Wer den rechten Fuß hingegen etwas moderater betätigt, kommt mit 10-11 Litern gut über die Runden. Und wer unbedingt diesen Leistungsbolzen zeit- und preisgemäß ausführen will, der kann es auch mit um die 9 Liter bewegen, ohne gleich zur Verkehrsbremse zu werden. Unser Durchschnittsverbrauch lag bei sehr humanen 9,05 Litern für 100 km Fahrstrecke.

Die Nutzlast von leicht über 1 Tonne ist auf dem Niveau der Mitbewerber und lässt kaum Wünsche offen, zumal äußerst stabile und variantenreiche Befestigungsmechanismen für beispielhafte Ruhe, Stabilität und Ordnung auf der Ladefläche sorgen.

Dass die Verarbeitung innen und außen mustergültig ist, passt ins Gesamtkonzept, das einfach überzeugt. Den Navara-ICE-Pickup entließen wir nur unwillig wieder in seine Heimat-Garage, er hat ganz einfach einen blendenden Job mit hoher Zuverlässigkeit gemacht, dazu Freude bereitet und Spaß gemacht.

Test, Text und Fotos: Frank Nüssel /CineMot

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