Dakar 2013: Nachlese – Von Losern und Pechvögeln

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Da traten eine satte Hand voll durchaus siegfähiger Kandidaten zum Start in Lima/Peru an, um vollmundig zu erklären, dass eigentlich nur sie für einen Gesamtsieg in Frage kämen. Andere machten aus ihrem Fahrgerät ein Geheimnis, versteckten es und sicherten es wie Fort Knox ab. Dominic Ramirez, ein Insider-Journalist, berichtete dem Chronisten, dass diese Heimlichtuerei schon groteske Züge angenommen habe. Zum Beispiel: verspätete Anmeldung zur Geländewagen-Tour durch Südamerika, keine Bilder im Voraus über Team und Fahrzeug, obwohl Startnummern belegt waren. Abdecken der Fahrzeuge sogar innerhalb der Service-Zelte und Verscheuchen der Journalisten gehörte ebenfalls zum Alltagsritual. Natürlich prallten mal wieder Technik-Philosophien aufeinander: Diesel oder Benziner, 8 Zylinder oder 6 Zylinder oder gar nur 4 Zylinder? Turbo oder Sauger?

Zu den eindeutigen Verlierern gehören heuer die beiden Ex-Sieger der Dakar, Carlos Sainz (2010) und Nasser Al Attiyah (2011), die mit fettem Finanzpaket aus dem Ölland Qatar und vom Powerbrause-Hersteller Red Bull in USA zwei Buggies (#300 und #303) zimmern ließen, der durchaus das Zeug hatte für einen Sieg: leicht, stark, schnell. Und eben bestes Personal. Aber, wer die Dakar schon auf den ersten von 14 Prüfungen gewinnen will, zockt eben. Und das geht selten gut. So kachelten beide Power-Buggies durch Sand und Geröll bis sie Probleme bekamen, erst kleine, dann größere, dann Ausfall. Sie waren zu schnell, einfach viel zu schnell. Stéphane Peterhansel (Mini), Giniel de Villiers (Toyota Hilux V8), Leonid Novitskiy und Nani Roma (beide Mini) und eine Hand voll anderer zeigten, wie es geht: das Limit kontrollieren, vom ersten bis zum letzten Tag, Material nur soweit strapazieren wie es klaglos mitspielt. Tagtäglich die Fahrzeuge optimal vorbereitet an den Start bringen. Zu den Losern gehört eigentlich auch Robby Gordon mit seinem unförmigen, aber originellen Speed-Hummer H3 (#315). Gordon ist lange genug bei der Dakar, um zu wissen, was wichtig ist. Aber er provoziert auch gerne, was zu äußerst unterschiedlichen Tagesergebnissen führt: vom 50. Platz bis zum Tagesetappensieg. Die ganze Bandbreite, volles Programm. Ob er dank ungestümer Fahrweise stundenlang in einem versteckten Sandloch auf dem Dach liegt oder im Volldrift die Konkurrenz überholt: er zockt eben gerne. Und erlebt am Schluss mit Rang 14 eines seiner schlechtesten Resultate. Und wo blieben schlussendlich jene beiden Russen-Teams mit Vasilyev und Gadasin auf den urig-starken G-Force-Protos, die den FIA-World Cup immer so gerne aufmischen? Versandet irgendwo im Nirgendwo. Alain Chicherit mit dem SMG-V8-Buggy zeigte sich gleich zu Beginn in beachtlicher Form, übertrieb es dann bisweilen und wurde bis auf den Platz 8 mit 3,5 Stunden Zeitverlust auf den Sieger zurück gereicht. Pechvögel gab es auch: Wenn einer mit einem bestens präparierten Mini (#324) aus dem X-Raid-Team nur auf Rang 48 mit über 61 (!) Stunden Verspätung im Ziel eintrifft, muss auch das nachvollziehbare Gründe haben. Stephan Schott und Holm Schmidt fahren ja nur 1 Rallye im Jahr zusammen und dann gleich die härteste. Da fehlen Training und Kondition, klar. Aber sie hatten auch unglaublich viel Pech, blieben durch andere Teilnehmer behindert im Sand stecken, schaufelten stundenlang, kamen wieder ans Tageslicht und wurden prompt von einem anderen Teilnehmer abgeschossen. Wenn es einen Pokal für den Pechvogel der Dakar 2013 gäbe: Ihnen würde er übergeben werden müssen.Nach der Dakar ist vor der Dakar. Was wir in knapp 10 Monaten über die 2014er- Veranstaltung zu berichten wissen, wird wieder spannend sein.

Text: Frank Nüssel
Bilder: Fortune, DPPI-Kreiss, Teams

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