Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Das alte Jahr ist noch nicht zu Ende – gut sechs Wochen 2011 haben wir noch vor uns – da steht das erste preisgekrönte Automobil für das Jahr 2012 schon fest. Mitte der Woche kam die Nachricht, dass der VW „Chattanooga-Passat“ auf der derzeit laufenden L. A. Motor Show in Los Angeles zum „Best Car of the Year“ gewählt wurde. Und zwar nicht etwa, wie man vielleicht im November vermuten könnte, für das eben in seinen letzten Zügen liegende Jahr gedacht, sondern bereits für die kommenden 12 Monate, also für 2012.

Die Amis reiten derzeit geradezu auf einer Hybrids von Öko- und Energiesparmodellen. War Spritverbrauch lange Zeit nie ein Thema jenseits des großen Teiches gewesen, weil das Zeug in Gallonen gerechnet kaum etwas kostete, haben die mobilisierten US-Amerikaner derzeit nicht nur die bösen Banken, sondern auch die Spritfresser auf ihren Highways als die „bad boys“ ausgemacht. Demzufolge geht der von der Zeitschrift „Motor Trend“ ausgelobte Preis an den Mittelklasse-Volkswagen, der in Chattanooga im US-Bundesstaat in Tennessee gebaut wird, auch wegen seiner „grünen Seele“ an dieses Fahrzeug.

Der in den USA gebaute und für diesen Markt konzipierte Mittelklässler setzte sich gegen 34 weitere Konkurrenten, darunter etliche Hybrid- und Elektro-Fahrzeuge, durch. Obwohl er in seinen Ausmaßen etwas üppiger ausfällt, als der „Europa-Passat“ hat VW das Auto doch mit technischen Features ausgestattet, die sowohl den US-amerikanischen Geschmack treffen, gleichzeitig aber auch eine Art ökologisches Sendungsbewusstsein transportieren. Bei der Technik bediente sich Wolfsburg noch aus den eigenen Regalen in Deutschland, doch die Konzeption überließ man den Amerikanern. Wohl wissend, dass dort in Sachen Auto völlig andere Prioritäten gesetzt werden.

Ob der Volkswagen aus Tennessee nun seine Vorschusslorbeeren für das kommende Jahr zu Recht erhalten hat, entzieht sich angesichts mangelnder Einsichtnahme in das Anforderungsprofil meiner Kenntnis. Erwiesen hat sich aber wieder einmal, dass eine geschickt gesteuerte Marketing-Strategie in den Staaten einen Nährboden für eine Marke schaffen kann, die in diesem Segment über Jahrzehnte hoffnungslos hinter den Modellen von Ford, Chrysler oder General Motors her hinkte.

Die erste Autoshow des neuen Jahres wird ebenfalls in den USA stattfinden. Dann stellen die Hersteller ihre neuesten Produkte in Detroit, der Welthauptstadt des Automobils schlechthin, aus. Und auch dort werden wieder Exponate gelobt, geläutert und gekürt werden, als habe man soeben zwar nicht das Automobil, aber zumindest das Rad neu erfunden. Im Zweifelsfall vertrauen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, am besten ihrem eigenen Geschmack, Ihrem Urteilsvermögen und Ihrer Erfahrung. Die können in der Regel nicht schlechter sein als das „Best Car of the Year“, eines Jahres, das noch gar nicht begonnen hat.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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