Buchtipp der Woche – EXTRA – Zum Tode von Loriot

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Die chaotische Familie Hoppenstedt, der überforderte Lottogewinner Erwin Lindemann, die sich verhaspelnde Fernsehansagerin … kaum zu zählen sind die Charaktere, über die wir uns nach Jahrzehnten noch schieflachen, als sähen und hörten wir sie zum ersten Mal. Mehr noch: Loriot, dem wir all dies verdanken, hat mit seinen Formulierungen vielfach Eingang in die Alltagssprache gefunden:Ach was als Ausdruck begründeten und nur notdürftig kaschierten Desinteresses, das Jodeldiplom als Synonym für einen eher nicht so seriös wirkenden Berufsabschluss, nicht zu vergessen das arg kurze und wenig feierliche Weihnachtsgedicht von Dicki Hoppenstedt: Zicke, zacke …
Am Montag ist Loriot, schon zu Lebzeiten eine Legende, mit 87 Jahren verstorben, wie der Diogenes Verlag heute bekannt gab.

A propos Diogenes: Beim Schweizer Jungunternehmen Diogenes fand Loriot in den frühen fünfziger Jahren eine verlegerische Heimat. Noch kannte ihn kaum jemand, aber Verleger Daniel Keel, mit sicherem Instinkt für künstlerische Qualität gesegnet, war überzeugt von dem jungen Mann namens Vicco von Bülow, der da so vorsichtig anfragte, ob man vielleicht Verwendung für seine Zeichnungen habe? Man hatte. Und das war, weiß Gott, auch gut so.

Wie niemand anders schaffte es Loriot, der im persönlichen Umgang als vorbildlich höflich und redlich galt, das Allzumenschliche in Prosa, Gedichte, Sketche zu fassen, so dass man sich selbst oft genug in den Figuren wiedererkannte, ohne sich dabei ausgelacht zu fühlen. Loriot hat mit seinen Charakteren gelacht, nicht über sie: Noch im hohen Alter bekannte er, dem Opa Hoppenstedt (Früher war mehr Lametta) in jeder Hinsicht immer ähnlicher zu werden.

Er war längst im sogenannten Rentenalter, als er auch noch auf der Leinwand brillierte. In Ödipussi wie im Folgefilm Pappa ante portas stellte er sein Können als Schauspieler unter Beweis. Der stoßseufzende Dialog zwischen den Eheleuten (Ich wohne hier! – Aber doch nicht um diese Zeit!) ist zweifelsfrei der Realität abgeschaut. Zum Lachen, aber nicht auslachend. Wie immer. Und mit einem schmunzelnden Das ist ja wie bei Loriot dürfte ohnehin so manch kritische berufliche und private Situation entschärft worden sein. Nicht nur dafür: Danke, Loriot!

Aus dem umfassenden Werk Loriots, das bei Diogenes erschienen ist, sei nur exemplarisch empfohlen: Das große Loriot-Buch (19,90 Euro).

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