Test-Tour: Hyundai Veloster

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Ein bisschen eigenartig ist er schon. Oder sollte man sagen witzig, oder ungewöhnlich? Von jedem ein bisschen zumindest. Aber eines sind diejenigen, die die Entscheidung getroffen haben, dieses Fahrzeug zu bauen, auf jeden Fall: Mutig, sehr mutig. Denn der Hyundai Veloster (der Name setzt sich zusammen aus dem lateinischen Velocitas für Geschwindigkeit und der Endsilbe des Autobegriffs Roadster) sprengt so ziemlich alle Grenzen, die man einem konventionellen Blechkleidschneider jemals auferlegt hat. Mutig ist auch die Vorhersage, dass, so Deutschland-Chef Werner H. Frey, bei uns in diesem Jahr noch etwa 1.500 Fahrzeuge dieses 2+1-Türer-Coupés verkauft werden sollen. Obwohl der eigentliche Markt des südkoreanischen Herstellers für diesen Sonderling eher die Vereinigten Staaten sind. Was auch erklärt, dass es keine Dieselversion geben wird

Aber von Beginn an: Dieses Fahrzeug, das nicht unpraktischerweise auf der Beifahrerseite zwei, auf der Fahrerseite aber nur eine Tür hat, ist ein Konglomerat verschiedener Stilrichtungen. Fast glaubt man, das blecherne Ergebnis eines Jahrestreffens der Designer-Ultras vor Augen zu haben, die sich aber irgendwie doch an alltagstauglichen Dimensionen orientiert haben. Ein bisschen Ford Capri von früher (hat zwar außer mir niemand erkannt, aber na ja), dann ein bisschen Renault Mégane, ein wenig Opel Astra GTC, ein Schuss VW Scirocco. Es ist ungefähr so, als ob der Barmixer sich von seinen Gästen weg zu seinem Flaschenregal umdreht und sinniert: Was könnte ich denn da noch rein tun?

Das Ding mit den beiden Türen, pardon mit der einen Tür, weil es die andere ja nicht gibt, soll auch ein wenig an jüngere Leute gerichtet sein. Singles, aber auch Paare mit vielleicht einem Kind, das dann auf der Fahrer-abgewandten Seite hin sicher in Richtung Bürgersteig aussteigen kann, hat man als Klientel besonders im Ziel. Demzufolge gibt es in der Armlehne auch nur drei Bedienungselemente für die Fensterheber. Das hintere rechte Fenster kann man versenken, das linke dagegen nicht. Die dritte Tür ist übrigens mehr als nur ein Gag, um aufzufallen. Sie öffnet weit, bietet bequemen Einstieg und unter Sicherheitsaspekten für Kinder macht sie richtig Sinn.

Der Raum auf der hinteren Ebene hält sich – zumindest für normal gewachsene Mitteleuropäer – dagegen arg in Grenzen. Da macht sich die fallende Coupé-Linie negativ bemerkbar. Das kann auch das gläserne Heck als optisches Zuckerstückchen nicht kompensieren. Hinter der gläsernen Heckklappe folgen 320 bis – bei umgeklappten Rücksitzlehnen – 1.015 Liter Kofferraumvolumen. Das ist nicht wenig für ein Fahrzeug dieses Segmentes, erschwert werden Beladung und Verstauen jedoch durch die hohe Abschlusskante. Wer es mit den Bandscheiben hat, der sollte die Wasserkästen besser vom Nachbarn aus dem Kofferraum holen lassen.

Am Arbeitsplatz des Fahrers herrscht ein Hauch von Raumschiff Enterprise. Ein riesiges Armaturenteil in der Mitte mit gut sicht- und erreichbaren Instrumenten. Die sportlichen Sitze bequem und mit beachtlicher Seitenführung. So ungefähr stellt man sich das in einem sportlichen Coupe vor. Unbeantwortet bleibt halt die Frage, ob diese Innenraumgestaltung – expressiv wie sie ist – den Insassen nicht irgendwann einmal auf den Nerv geht, weil sie sich eben sehr vom gewohnten Alltagsbild abhebt. Zudem ist das gesamte Interieur mit genügend Ablagen und Staufächern ausgerüstet. Außerdem lässt die Verarbeitungsqualität nichts zu wünschen übrig.

Wo es ein bisschen fehlt beim Hyundai Veloster, das sind die sportlichen Attribute unter der Haube. Der 140 PS starke Benziner machte das skurrile Fahrzeug nicht gerade zum Scirocco-Jäger. Ein stärkeres Aggregat soll bereits im Anmarsch sein. Über den Zeitpunkt indes schweigt man sich noch aus. Ab 21.600 Euro Basisausstattung steht der (sehr interessante) Hyundai Veloster ab September bei den Händlern. Motto: Er hat zumindest das Zeug zum Was-ist-denn-das-für-einer-dreh-dich-mal-um-Effekt. Auf die angestrebten 1.500 Exemplare sollte Hyundai – auch mit dem persönlichen Einsatz seiner Händler – wohl kommen. Den Rest wird man sehen.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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