Charlys PS-Geflüster

Liebe Leserinnen und Leser von www.kues.de,

noch hat die „kalte Sophie“ uns nicht die zumeist ebenso kalte Schulter gezeigt, noch sind die so gefürchteten „Eisheiligen“ nicht vorüber. Das merkte man in dieser Woche auch in meiner, etwa 600 Meter hoch gelegenen, Heimatregion im westlichen Rheinland-Pfalz daran, dass in den frühen Morgenstunden noch die Autoscheiben von den Folgen des Nachtfrosts befreit werden mussten, während tagsüber schon fast wieder Straßencafé-Temperaturen herrschten.

Da aber Autorennen meist dann gefahren werden, wenn die Fahrer etwas sehen und keine Lampen mehr benötigen, um den richtigen Durchblick zu erhaschen, dürfen wir jetzt konstatieren: Der Motorsport beginnt in diesen Tagen auch in unseren Regionen wieder. Und nicht nur in Australien, Malaysia oder China, wo die ersten drei Formel-1-Rennen dieses Jahres ausgetragen wurden. Es geht also im wahrsten Sinne des Wortes wieder rund auf der Piste und den Wertungsprüfungen. Egal ob auf vier oder auf zwei Reifen.

Motorsportler(innen) sagt man im Allgemeinen nach, sie seien „harte Hunde“. Was so viel heißt: Die beißen schon mal ganz schön die Zähne zusammen, wenn es weh tut. Ein Paradebeispiel für diese These habe ich dieser Woche beim Auftakt zur Deutschen Tourenwagenmeisterschaft (DTM) in Hockenheim erlebt. Mathias Ekström, der so offene und sympathisch-freundliche Schwede in Diensten von Audi, hatte sich vor knapp zwei Monaten in einem Fitness-Camp des Herstellers das linke Handgelenk gebrochen. Ziemlich kompliziert sogar. Die Folge waren vier Wochen Gips, Reha und Muskelaufbau. Hört sich eigentlich ziemlich unspektakulär an. Aber: Ekström, der die Serie schon als Champion beendet hat, litt unter tierischen Schmerzen. Schon die kleinste Erschütterung tat weh. Vom Drehen des maladen Gelenks einmal ganz zu schweigen. Was Ekström am vergangenen Wochenende in seinem Audi A4 DTM der neuesten Generation an Energieleistung vollbracht hat, grenzt an ein Wunder: Mit einem Handgelenk, das erst vor zwei Monaten völlig „zerdeppert“ war, freies Training, Zeittraining und Rennen zu fahren, Hunderte und Tausende von rüttelnden Schlägen einzustecken und dann auch noch aufs Treppchen zu fahren, das war eine physische und psychische Meisterleistung.

Ekström machte keine große Aktion daraus. Er litt und jammerte nicht. Zumindest nicht öffentlich. Als er gefragt wurde, wie er das denn alles ausgehalten habe, hatte er mit dem von ihm gewohnten spitzbübischen Lächeln eine schlagfertige Antwort parat: „Meine Vorfahren waren Wikinger. Die mussten auf ihren selbst zusammen gezimmerten mehr Schmerzen aushalten als ich in einem schnellen Auto.“ Kompliment, Mathias. Aus solchem Holz sind Siegertypen geschnitzt.

Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich, dass Sie Ihren Wochenend-Ausflug in weit angenehmerer und schmerzloserer Atmosphäre genießen können als der furchtlose Wikinger-Nachfahre.

Ihr Jürgen C. Braun

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