Test-Tour: Audi Q5 2.0 TDI

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Mit bestimmten Fahrzeugen ist es heute fast so wie mit den Lieblings-Mitarbeitern des Chefs im Büro: Sie sollen flexibel sein, vielseitig einsetzbar und belastbar. Und rechnen lassen soll sich das Ganze natürlich auch noch. Um ein solches Fahrzeug geht es in der Folge, den Audi Q5, in unserem Falle ausgerüstet mit einem 170 PS starken 2.0-Liter-Diesel-Triebwerk. Suchen Sie sich, liebe Leserin, lieber Leser etwas aus, was sie gerne unter diesem Fahrzeug verstehen: Freizeit-, oder Familienauto, Sportlimousine mit ein wenig Kombi-Eigenschaften und Offroader dazu. Frei nach Shakespeare: „Wie es Euch gefällt.“

Bei einem solchen Auto können sich natürlich die Marketingstrategen mit allerlei markigen und kernigen Sprüchen austoben und sind auch nicht faul dabei, gleich ein neues Marktsegment zu erfinden. In diese Schublade, die gedacht ist für „anspruchsvolle, selektive und aktive Menschen“, die ein „Premium Sports Activity Vehicle“ suchen, passen neben dem Audi Q5 wohl auch Konkurrenten wie der X3 aus dem Hause BMW der Ford Kuga oder auch der Renault Koleos hinein. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit der Kandidaten.

Zu den Maßen, mit denen der Q5 seine Dominanz unterhalb des wuchtigen „Hausbewohners“ Q7 untermauern will: Mit einer Länge von 4,63 Meter, einer Breite von 1,88 Meter und seiner Höhe von 1,65 Meter will man ihm das Image vom „kleinen Bruder“ des Q7 eigentlich nicht so recht abkaufen. Er steht wuchtig, aber nicht behäbig, eher sportlich und „muskulös“ wirkend da, mit seiner hohen Einstiegskante, der einladenden Bodenfreiheit und dem mittlerweile bekannten und markanten Audi-Single-Frame-Gesicht: Dazu passend die Alu-Gussräder 8,5 Jx20, im auffälligen Fünf-Arm-Design und die nicht eben zierlichen „Schlappen“ der Dimension 255/45 R 20. Das „Designpaket Sport Leder Feinnappa“ für runde zweieinhalbtausend Euro trägt zur Veredelung des Ingolstädter als „State of the Art“ seiner Fraktion unbestritten bei. Wer will, kann sich – fast schon DTM-Anspruch ableitend – auch das „S line Sportpaket plus“, mit speziellen Stoßfängern, Heckdiffusor und Türaufsatzleisten ordern.

Passend zur hohen Sitzposition bietet der Audi Q5 im Interieur viel Platz und Geräumigkeit, für Kopf, Beine und Ellbogen. Die sehr rückenfreundlichen Frontsitze offenbaren die Qualität ihrer Materialien und der Verarbeitung nach einem „Ritt“ durch unwegsames Gelände ebenso wie nach Hunderten von Kilometern auf der Autobahn. Die verstellbare Lehne und die Sitzkissen lassen sich zudem in sechs Stufen durch innere Ventilatoren belüften, was den Wohlfühlfaktor zusätzlich unterstreicht.

Variabilität im Innenraum ist eine der Stärken des Audi Q5: Die Lehnen der Rücksitze sind in der Neigung einstellbar und umlegbar: Durch eine Feder vorgespannt, fallen sie quasi wie von Geisterhand auf die Sitzkissen. Dadurch wächst der Gepäckraum von 540 auf üppige 1.560 Liter Volumen. Unter dem Ladeboden befindet sich zudem noch ein zweiter Stauraum. Sehr praktisch für 200 Euro die „Rücksitzbank plus“, die – für zusätzliche Beinfreiheit – um zehn Zentimeter längs verschiebbar ist und dazu eine Mittelarmlehne und eine Durchlade beinhaltet: Ein Trennnetz für Gepäckraum ist serienmäßig, für 205 Euro Aufpreis bietet unser Testwagen ein praktisches Schienensystem nebst dazu gehörigem Fixierset.

Der Vierzylinder-Common-Rail-Diesel arbeitet mehr mit sonorem Schnurren als mit nachhaltigem Selbstzünder-Geknatter. Dies gilt sowohl für das Anlassen des Triebwerks wie auch für das stete Beschleunigen. Ab 1.750 Touren stehen 350 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung, der Sprint von Null auf 100 ist in 9,5 Sekunden erledigt, V-Max liegt bei 204 km/h. Wir ermittelten während des Berichtzeitraums einen Schnitt von 6,8 Liter Dieseltreibstoff auf 100 Kilometer.

Dass der Q5 auf dem gleichen Längsmotorenbaukasten wie der A4 basiert, merkt man auch beim Fahren. Der Wagen hat ganz unbestritten Limousinen-Charakter, sowohl im Kurvengeschlängel wie auch auf Landstraße und Autobahn. Keine Wankbewegungen, kein Nicken bei plötzlichen Bremsvorgängen, dazu eine agile und präzise Rückmeldung vom Lenkrad. Ist man ab gefühlten Tempo 160 auf der Landstraße unterwegs, bietet der Q5 jedoch jede Menge Widerstandsfläche für den hässlichen Seitenwind, was zu korrigierenden Eingriffen in das Lenkrad führt. Dank des permanenten Allradantriebs macht sich der Q5 auch bei schlüpfrigen Outdoor-Fahrten nach einem heftigen Landregen mit sauberer Linienführung und guter Traktion positiv bemerkbar. Über das leichtgängige, aber kurze und knackige manuelle Sechsgang-Getriebe, wird die Kraft minutiös übertragen.

Die Antriebskräfte werden vom Verteilergetriebe im Verhältnis 40:60 an die Vorder- und Hinterachse weitergeleitet. Daraus ergibt sich eine leicht heckbetonte Fahrweise, die mitunter kurze Handling-Wege erfordert. Falls erforderlich, können automatisch bis zu 65 Prozent des Antriebsmoments nach vorn und bis zu 85 Prozent nach hinten geleitet werden. Empfehlenswert ist das ab 300 Euro erhältliche „Drive select“-System mit drei verschiedenen Fahrwerks-Modi.

Der Q5 ist ein Fahrzeug für Zeitgenossen, die nicht nur einfach von Punkt A nach B kommen wollen. Der Allrounder mit den vier Ringen in der weit geöffneten Schnauze bietet demzufolge vieles an Individualisierungs-Möglichkeiten. Was auch bei der Preisgestaltung viel „Luft nach oben“ lässt. Demzufolge erreichte unser Testfahrzeug dank etlicher Zugriffe in der „Abteilung Zubehör“ auch den stolzen Preis von 54.655 Euro.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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