Nein, stellvertretend für die Attribute der Edelmarke aus der schwäbischen Automobil-Metropole steht dieses Fahrzeug nun wirklich nicht. Wo normalerweise fließende Eleganz, geräuschloses Vorübergleiten, majestätisches Vorfahren dicker gepanzerter Staatslimousinen zum Alltag der Nobelkarossen mit dem Stern auf der Kühlerhaube gehören, da darf – nein, da muss – die Frage einfach erlaubt sein: Ist ein solches Auto wirklich ein Mercedes? Ja, es ist zweifellos, denn es hat viele Freunde, Bekenner, Besitzer. Mitunter sind es kantige knorrige, unverwechselbare Typen, so wie das Auto selbst unverwechselbar ist auf seine Weise. In diesen Tagen feiert es seinen 30. Geburtstag. Eine krabbelnde, fahrende, kleine Wühl- und Dreckschleuder im strahlenden Glamour-Gewitter aus Untertürkheim: Die G-Klasse von Mercedes-Benz.
Längst hat es der kantige Kasten, der robuste Geländewagen, zum Klassiker unter den Derivaten des Hauses Mercedes-Benz gebracht. Er ist nicht nur die mit Abstand dienstälteste Baureihe in der Geschichte des Hauses, auch weltweit rangiert er mit seinen mittlerweile drei Dekaden Lebensdauer ganz oben im Vergleich mit ähnlichen Produktlinien der Konkurrenz. Deswegen wird www.kues.de diesem außergewöhnlichen Fahrzeug in den nächsten Tagen auch ein paar ebenso außergewöhnliche wie spannende Geschichten widmen.
So wie etwa die, die mit dem Belgier Jacky Ickx zu tun hat. Der Wallone mit dem markanten, faltigen Gesicht, dessen Tochter Janina in der aktuellen DTM noch eine C-Klasse im Renntrimm um die Kurven prügelt, hat seine ganz privaten Erfahrungen mit dem kantigen Gesellen gemacht. Dessen Entwicklung begann schon im Jahr 1972 mit einem Kooperationsvertrag zwischen Daimler-Benz und Steyr-Daimler-Puch in Graz. Weshalb die G-Klasse in der Alpenrepublik auch lange unter dem Namen Puch angeboten wurde. Vorrangiger Aspekt bei der Entwicklung dieses Fahrzeugs war die Vorgabe, eine Karosserie zu fertigen, die in jedem Winkel dieser Erde möglichst rasch und mit geringem Aufwand repariert werden konnte.
Woraus dann auch die kastenförmige, kantige, geradlinige Form resultiert. Nach sieben Jahren Entwicklungszeit stehen zum Marktstart 1979 vier Motorvarianten zur Verfügung. Das geht los beim 240 GD mit 72 PS und reicht bis zum 280 GE mit für die damaligen Verhältnisse wuchtigen 185 Pferden. Vom Cabrio bis zum Station Wagen reichen die Aufbauten mit kurzem und langem Radstand. Ein Kastenwagen und ein Pick-Up können sich als Karosserie-Variante auf Dauer aber nicht durchsetzen.
Und was das eben angesprochene Verhältnis von Jacky Ickx zur G-Klasse angeht: Der zweimalige Formel-1-Vizeweltmeister war auch einer der größten Langstrecken-Experten seiner Zeit. In den frühen Achtzigern gaben die Stuttgarter dem größten Rennfahrer, den Belgien je besaß, eine ausgereifte G-Klasse an die Hand. Das Resultat: Im Jahr 1983 gewann eine G mit Jacky Ickx die damals noch in den Kinderschuhen steckende Rallye Paris – Dakar. Dazu das Bild des Siegerfahrzeugs links mit der Startnummer 142.
In den nächsten Tagen mehr Geschichten zum Geburtstag eines außergewöhnlichen Autos, das den Stern trägt.
Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Hersteller