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Das war's also für dieses Jahr. Was vor drei Wochen in Fromentine an der damals noch ziemlich schroffen Atlantikküste begann, endet jetzt drei Wochen später inmitten der Blechwüste der Millionenstadt Paris. Paris s'éveille – Paris erwacht. Der großartige französische Chansonnier Jacques Dutronc hat einst in eindrucksvollen lautmalerischen Bildern beschrieben, wie sich der Koloss aus Stahl, Beton und Stein in den Morgen tastet, wie rund um Montparnasse die letzten Schatten der Nacht vertrieben werden und die Stadt ihrer Illusionen beraubt wird: Les travestis vont se raser – Die Transvestiten rasieren sich.

Paris am Tag der Ankunft von le tour, das ist zwar kein anderes Paris, aber ein ganz besonderes. La Metropole hat sich ihr schönstes Gewand übergestreift. Sie birst vor Menschen, die diejenigen, die in den letzten drei Wochen die Schlagzeilen von L'Equipe beherrscht haben, empfangen wollen. Keine Fahrt ist für uns Journalisten so entspannend wie die letzte Tour d'Honneur auf die Champs-?lysées. Keine Attacken mehr, nicht mehr außen rum fahren, um eine Ausreißergruppe zu sehen, keine Angst mehr, noch einen anständigen Platz im Pressezentrum zu ergattern. Wir wissen einfach: Das war's. Auch eingedenk eines Sammelsuriums verschwitzter T-Shirts, verkrumpelter Hemden und leicht muffelnder Socken im Kofferraum unseres Mazda 6 Kombi, der uns durch Frankreich gefahren hat.

Der Tag der Ankunft in Paris ist aber auch der Tag, an dem die Automobilhersteller, die der größten Freiluft-Veranstaltung der Welt ihren Stempel aufgedrückt haben, Bilanz ziehen. Hat sich der immense Aufwand an Logistik, Manpower und Barem aus der Marketing-Kasse gelohnt? In Zahlen lässt sich das eigentlich kaum ausdrücken, bestenfalls in der Steigerung des Bekanntheitsgrades einer Marke oder eines bestimmten Neu-Fabrikats. Škoda, in diesem Jahr zum zweiten Mal fournisseur officiel, also offizieller Ausrüster der Tour-Begleitung, hat bereits ein Sondermodell mit Namen Fabia Combi Tour de France in den Schauräumen der Händler platziert. Ganz in Gelb und mit dem Tour-Logo versehen, versteht sich. 15 Jahre lang prägten Fiat-Fahrzeuge das Bild bei der Tour, seit vergangenem Jahr stellt der Hersteller aus Mlad Boleslav die rund 200 Begleit-Fahrzeuge, in erster Linie Octavia Kombis. Wie schon Fiat schweigt sich die VW-Tochter über die finanzielle Höhe des Engagements aus. Bekannt ist lediglich, dass der Vertrag bis einschließlich 2007 begrenzt ist. Danach wird neu verhandelt. Immerhin sehen nach Medien-Analysen rund zwei Milliarden Menschen in 170 Ländern dieses Globuses drei Wochen lang zwei- und vierrädrige Mobile über den Bildschirm flimmern.

Den Teams bleibt es unbelassen, sich die Dienste anderer Hersteller zu sichern. Das deutsche T-Mobile-Team vertraut auf die Dienste des deutschen Herstellers Audi, das seine Quattro-Dominanz deutlich macht in diesen Tagen. Gerolsteiner fährt im neuen Fiat Croma. Aber nicht nur die Auto-Hersteller nutzen die öffentliche Plattform Tour de France. Denn das Wichtigste in diesen Tagen sind – für Radler und Automobilisten – perfekt funktionierende Reifen. So vertrauten bei der Tour 2005 unter anderem Jan Ullrich, der norwegische Sprinterstar Thor Hushovd und der US-Amerikaner Floyd Landis auf Reifen von Continental. Die Experten aus dem hessischen Korbach fertigen in Handarbeit Rennreifen unter anderem für die Teams T-Mobile, Phonak, Credit Agricole und Saunier Duval. Dabei stehen je nach Einsatzspektrum drei verschiedene Modelle zur Wahl: Der nur 220 Gramm leichte und rollwiderstandsarme Podium Pro Limited kommt bei Zeitfahrten zum Einsatz. Für Regen ist der Competition Pro Limited Rain vorgesehen und der Competition Pro Limited Allround ist sowohl für schnelle Fahrten im Flachland als auch für Gebirgsetappen geeignet.

Für das nächste Jahr, die erste Aufführung nach sieben Jahren, die nicht mehr den Namen Tour de Lance tragen wird, werden die Konzernbosse schon die Pläne in den Schubladen liegen haben. Hat es sich gelohnt, verlängern wir oder passt es nicht zu unserem Portfolio? Wir drei schreibenden und fotografierenden Kollegen von der Journaille haben da andere Sorgen. Etwa: Wo kriegen wir für 2006 ein geeignetes Testfahrzeug für die Tour her? Wann steigen wir 2006 ein, schließlich überlappen sich dann Tour und Fußball-WM? Eines aber wissen wir auf jeden Fall. Wir werden wieder dabei sein. Auch wenn der Tourminator aus Texas dann die ersten Vorruhestands-Bezüge genießt. Die Tour de France ist halt – und das seit mehr als 100 Jahren – nicht nur die Tour de Lance. Adieu, au revoir!

Text: Jürgen C. Braun

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