Erste Erfahrungen: Mercedes B-Klasse

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2

Den größten Kofferraum in der Golf-Klasse zu schaffen, stand sicher nicht auf der ersten Seite im Lastenheft der Mercedes Entwickler, als es um die Entstehung der B-Klasse ging. Mit 544 Litern hat der neue Benz aber tatsächlich den meisten Platz für's Gepäck, wenn man von den Kompaktvans absieht. Die B-Klasse baut auf der technischen Plattform der A-Klasse auf, ist aber mit 4,27 m deutlich länger. Formal und äußerlich zielt die B-Klasse auf den Golf-Plus. Bullig, aber optisch durchaus gelungen und eine ganze Nummer erwachsener als die A-Klasse steht der neue Frontantriebsbenz auf der Strasse. Mercedes bezeichnet die B-Klasse als Compact Sports Tourer, ein kompaktes Auto also für die mobile Freizeit. Der optionale iPod-Anschluss im Handschuhfach legt eine junge Zielgruppe nahe. Tatsächlich dürften sich wohl vor allem ältere Jahrgänge mit dem bequemen, hohen Einstieg, den das Fahrzeugkonzept bietet, besonders gut anfreunden. Anders als der Konkurrent Golf Plus sitzt man in der B-Klasse allerdings wie im normalen Pkw mit relativ hoch liegenden Beinen. Die technische Besonderheit der A-Klasse, der Unterflurmotor mit seinen sicherheitstechnischen Vorteilen macht sich hier negativ bemerkbar. Während die Passagiere in den modernen Kompaktvans relativ aufrecht sitzen, entspricht die Sitzposition in der B-Klasse eher der in der C-Klasse. Dadurch geht der Raumgewinn der Karosse und des aufrechten Sitzen verloren. Man hat hinten, trotz nominell größerem Abstands zwischen den Sitzen weniger Platz als im Konkurrenten Golf Plus. Dafür darf, wie eingangs erwähnt, etwas mehr Gepäck mit.

Fahren lässt sich die B-Klasse sehr angenehm. Der neue, und vorläufig der B-Klasse vorbehaltene Zwei-Liter-Turbobenziner (B200 Turbo) mit 193 PS/142 kW tritt schon bei niedrigen Drehzahlen kräftig an und bietet mit der Geräuschkulisse eines Benziners die Fahrcharakteristik eines modernen Diesels. Dafür mangelt es ihm, typisch Turbo, ein wenig an der Drehfreude im oberen Bereich. Auch scheinen dann nicht immer alle angekündigten Pferdchen zum Galopp versammelt zu sein. Andererseits wird der typische B-Klasse-Kunde die fahrdynamischen Möglichkeiten des Autos eher selten ausreizen und lieber den vorhandenen Komfort genießen. Der Benziner beschleunigt in 7,6 Sekunden auf 100 km/h und rennt notfalls 225 km/h Spitze. Der Normverbrauch liegt bei 7,9 Litern. Deutlich günstiger fährt es sich mit dem eigentlichen Top-Motor, dem 200 CDi, der nur 5,6 Liter je 100 Kilometer konsumiert. Ansonsten entspricht das Motorenangebot dem der A-Klasse. Die Commonrail Diesel schaffen alle die EU4 ohne Partikelfilter, es gibt aber einen gegen 545 Euro Aufpreis. Der Preis ist der Knackpunkt für die B-Klasse. Der Einstieg beginnt bei 21.808 Euro für den B 150 mit 95 PS. Der kleinste Diesel (B 180 CDI 109 PS) kostet 24.766 Euro. Die oben erwähnten Top-Motoren belasten das Budget mit 27.840 Euro beziehungsweise 27.956 Euro. Zum Vergleich: Ein Golf Plus startet mit vergleichbarem TDI-Motor bei 22.190 Euro. Mercedes kann auch keine besonders vollständige Ausstattungsliste als Argument für den hohen Preis ins Feld führen. Zwar ist sicherheitsmäßig alles vom Feinsten und natürlich serienmäßig an Bord, aber selbst die Längsverstellung der Lenksäule kostet 156 Euro Aufpreis. Unser Testwagen, ein ordentlich ausgerüsteter B 200 T mit Panoramadach, Navigationssystem und allerlei Annehmlichkeiten mehr kommt annährend auf 40.000 Euro. Sehr viel Geld für ein Auto der Golf-Klasse. Ob zu diesen Preisen die Produktionskapazität von 100.000 Einheiten pro Jahr ausgelastet wird, darf bezweifelt werden.

Plus und Minus: Gefällig designtes Auto mit großem Kofferraum. Aber: Sehr teuer.

(Text: Günter Weigel)

Scroll to Top