Various Artists: Revolution Disco. (Trikont)
Die Musikgeschichte ist eine Geschichte des Widerstandes gegen die Unterdrückung und die Sklaverei. Die beste Musik entsteht aus der Not, sie fordert die Menschen zum Protest auf, bringt sie auf die Strasse, verschafft jedem Gehör, sagt Wladimir Kaminer. Zusammen mit Yuriy Gurzhy hat er nicht nur die Russendisko etabliert, sondern auch das Projekt Revolution Disco.
Wer bei Protestliedern an den klassischen Bänkelsänger mit Klampfe und mehr Sprechgesang als Gesang denkt, wird in der Revolution Disco eines anderen belehrt. Hier werden alle modernen, peppigen Musikstile aufgefahren, um inhaltliche Anliegen zu Gehör zu bringen, die nicht bloß der angenehmen Beschallung und der hohen Verkaufszahlen dienen. Das kommt bisweilen als geballte Ladung daher, erinnert aber genau deswegen daran, dass ja in unserer hochtechnisierten Zeit nicht wenige soziale Ungereimtheiten und Nöte zu beklagen sind. Zwei Interpreten seien noch extra erwähnt – die österreichischen Attwenger, die seit gut 20 Jahren ein liebevoll-anarchisches Verhältnis zur Volksmusik ihres Landes pflegen. Und wem der schier unaussprechliche Name Zdob si Zdub bekannt vorkommt, erinnert sich an den Eurovision Song Contest 2005: Damals fegte diese Band über die Bühne, an der Trommel eine rundliche 60-jährige Frau, die dem Beitrag auch den Titel gab: Oma schlägt die Trommel. Der Spaß aus Moldawien belegte schließlich einen respektablen sechsten Platz. Am 14. Mai 2011 tritt die Band übrigens beim Eurovision Song Contest in Düsseldorf an. Der Titel So lucky ist immerhin leichter auszusprechen – weniger anarchisch als der Vorgänger (und der Titel auf dieser CD) ist er bestimmt nicht.