Buchtipp der Woche

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Hülya Özkan: Güle Güle Süperland. Eine Reise zu meiner schrecklich netten türkischen Familie
Seit über vierzig Jahren lebe ich in Deutschland, zahle meine Steuern, komme zu jedem Termin zur verabredeten Zeit (…) Aber trotz allem gibt es sie noch, die türkische Seite in mir. Oder direkt gesagt: meine schrecklich nette türkische Familie mit den Kraken-Armen, die streicheln, aber auch erdrücken können.

Hülya Özkan, als ZDF-Moderatorin von Heute in Europa bekannt, schildert das Leben zwischen Deutschland und der Türkei mit allen Unterschieden, mit liebevoller Ironie, mit klarer Distanz, aber niemals negativ wertend oder gar verletzend. Das macht den Charme ihres Buches aus.

Was sind nun die Unterschiede? Rechtliche, zum Beispiel. Wenn man als Gastgeschenk aus der Türkei gefüllte Lammdärme im Gepäck hat, dürfen die schlichtweg nicht nach Deutschland eingeführt werden. Was tut man, wenn im inneren Widerstreit zwischen dem Es-drauf-ankommen-lassen oder Eine-juristisch-einwandfreie-Lösung finden letzteres siegt? Man sorgt dafür, dass die Spezialität aus dem Südosten der Türkei eben noch im Flugzeug von willigen Passagieren verzehrt wird.

Auch das Verhältnis ihrer türkischen Familie zur Medizin kann für die Journalistin Özkan schließlich zur Geduldsprobe werden – wenn man, statt auf den Arzt, erst mal auf einen Wunderheiler vertraut. Wobei es das ja, mit Verlaub, keineswegs nur in der Türkei gibt!

Überhaupt wird man beim Lesen dieses kurzweilig geschriebenen Büchleins doch immer wieder feststellen, dass zwar manches die spezifischen Unterschiede zwischen einer deutschen und einer türkischen Familie benennen mag, aber längst nicht alles. Wer hätte sich, zum Beispiel, hierzulande nicht schon mal über nicht funktionierende Satellitenschüsseln geärgert und den ebenso wenig funktionierenden Versuch eines Fachmanns, deren Defekte zu beheben?

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